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und dieser auf zwei Pfosten, die sich au den beiden äußeren Ecken des Herdes
erheben. Der hiedurch bedeckte Theil des Herdes heißt oder pestalja (Feuer-
oder Ofengrund). Auch das Rohr des Heizofens leitet den Rauch in diesen geschlossenen
Raum, von wo er hinten durch den weithalsigen, aus Brettern oder Kachel» gefügten
Schlot, der von der Rückseite des Ofendaches emporsteigt, auf den Bodenraum
(kiM gelangt.
Auf unser Ersuchen zeigt uns die Frau bereitwillig auch das „kleine Haus"
(kiesi-kä?), die Alltags-Wohnstnbe der Familie. Sie ist ebenso rein und ordentlich, wie
das große Haus, jedoch schlichter eingerichtet. Im Bette sieht man blos das nothwendigste
Bettzeug, mit einer gehörigen, warmen Kotzendecke (cserZe) bedeckt. Tisch und Stühle
sind nicht bemalt. Im kleinen Haus befindet sich auch der große Schüsselschrank (lälas),
das heißt die Credenz. Der untere Theil desselben ist ein Kasten mit Legbrettern nnd
Doppelthüre, zur Aufbewahrung von Speisen. Auf den Legbrettern des Aufsatzes, denen
vorne eine wagrechte Latte als Brüstung dient, sieht man aufrecht gestellte Schüsseln
und Teller. Hoch oben, ziemlich dicht unter dem Plafond, zieht sich längs der Wand der
lange Kleiderrechen (k?n66s2sZ). Auf seinem Simsbrett stehen alte buntgeblümte oder
sonstwie verzierte irdene Schüsseln und Teller aufgereiht, während an den Pflöcken des
Rechens ebensolche Reihen von „Pokalkrügen" am Henkel hängen. Diese
weißglasirten, mit farbigen Blumen, wohl auch mit Thierfiguren ornamentirten Krüge
dienen blos zum Zimmerschmuck und sind auch höchstens als Blnmenvasen auf den Tisch
zu stellen. Es gibt darunter sehr viele alte, noch vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts;
darum haben sie einen gewissen Werth als Erzeugnisse der volksthümlichen Keramik. In
dieser Wohnstube ist auch der Kachelofen einfacher. Sein Herd ist niedriger und etwa auch
der eiserne Heizofen durch einen Sparherd ans Ziegeln ersetzt, neben dem noch eine Ecke
so weit frei bleibt, daß sich in ihr die Essigtonne unterbringen lässt, denn der Holzapfel-
essig braucht diese gute Wärme, um gar zu werden. In die Innenseite der Thüre sind
Nägel eingeschlagen, an denen ein paar Handtücher hängen.
Die Speisekammer hat als ganze Einrichtung ein paar Legbretter. Auf diesen liegt
das Brot, steht das Pflaumenmus, das Schmalz u. a. m. Von den Deckbalken hängen au
Nägeln Speckseiten und Schinken herab. An der Wand etliche leinene Beutel: einer mit
Mehl zum Backen von Brotfladen (laska), ein anderer mit gedörrten Pflaumen n. s. f.
In der Kammer verwahrt man auch die Äxte, die Wagenkette, den langen Strick, die
Pflugschar, Schaufeln und Hauen, die Radscheiben des zerlegten Frachtwagens, die
Wurfschaufel, die zerlegte und an den Stiel zurückgebogene und so zusammengebundene
Sense. Wo kein eigener Getreidespeicher gebant wird, stellt man auch die aus Buchenholz-
brettern gefügte Kiste mit Getreide und Mehl in die Kammer. Oder der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch