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Bretter, Stämme und andere Hölzer schießen auf dem Wasser des Kanals am Wanderer
vorbei. Der Kanal ist 30 Kilometer lang, wovon 12 auf Rumänien kommen.
Und weiter führt der Weg über die Gyergyöer Hochebene. Kaum ist Gyergyö-
Szent-Miklös vorüber, so erscheint ein Berg, aus dessen sanften Hängen schnee-
weiße Felsen emportauchen. An seinem südlichen Fuße liegt Szärhegy. Der Berg
über dem sauberen, wohlhabenden Szeklerdorse besteht aus blendendweißem, kleinkörnigem,
leicht zu bearbeitendem und zu polireudem Marmor. Ein altes Schloß, das Stammnest
der Grafen Läzär, ragt als mächtiges Viereck mit phantastischen Bastionen und
zinnenbekränzten Mauern aus dem Dorfe empor. Jetzt ist es größteutheils Ruine.
Gabriel Bethlen lebte da viele Jahre mit seiner Mutter, Druzsiua Läzar. Auf dem Berg-
abhaug über der Stadt steht ein Franeiscanerkloster mit Kirche.
Südwestlich von Szärhegy liegt auf schöner Ebene am Belkenybach die Groß-
gemeinde Gyergyö-Alfaln mit 5175 magyarischen Bewohnern. Ihre Kirche ist die
älteste in der Gyergyö. Die staatliche Volksschule ist mit einer landwirthschaftlichen Fach-
classe verbunden. Südlich liegt Csomafalva. Überall sprudelt hier Mineralwasser aus
dem Boden, selbst der Spatenstich macht eine Quelle. Eine Stunde von Szärhegy, am
Ostrande der Gyergyöer Ebene und am Fuße der Gyergyöer Alpen liegt das Dorf Ditrö.
Sein großer, belebter Marktplatz mit eleganten Privathäusern, die öffentlichen Gebäude
und hübschen Läden geben ihm etwas Städtisches. Das schönste Gebäude am Markte ist
die Schule. Die Einwohner treiben besonders Holzhandel, viele aber leben vom Hausiren
mit Mineralwasser (Borviz).
Nördlich von Ditrö gelangt man auf den Tilalmasberg und von da in das Thal
der Orotva. Durch das Engthal des von Norden niederstürimnden Halafägbaches ersteigt
man die Köz-Rez-Alpe und hat einen Einblick in den Thalkessel, der einen der schönsten
Badeorte Ungarns, Borßek, enthält. Das berühmte Bad liegt 882 Meter hoch in einem
von Nordost nach Südwest ziehenden Thale, zwischen der dichtbelaubten Bükkalpe und '
dem prächtig gebauten Kalktuffberg Kerekßek. Die Bükkalpe ist mit Eichen- und Buchen-
wald bedeckt, der nur mehr eine kleine Insel in den endlosen Fichtenwaldungen bildet.
Borßek ist ungeteiltes Eigenthum des Eompossessorats der Esiker Gemeinden Ditrö und
Szärhegy und wird durch dessen Bestellte, mit Hilfe von mehreren Hundert Arbeitern,
pro äomo verwaltet. Die Badeanlage besteht aus Unter- und Ober-Borßek. In Unter-
Borßek befinden sich die Glasfabrik, das Poch- und Sägewerk, das Kohlenbergwerk der
Anlage, nebst den Geschäftsloealen, Beamten- und Arbeiterwohnungen. Die eigentliche
Badeanlage Ober-Borßik liegt 20 Minuten entfernt.
Der Mittelpunkt des Badeortes ist der „Hauptbrunnen"; daneben befindet sich das
im Schweizerstil erbaute Füllhaus, und über diesem eine gedeckte Wandelbahn und ein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch