Page - 370 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
Image of the Page - 370 -
Text of the Page - 370 -
370
Wichtigkeit, doch hat es sich als eine der Hauptstativnen für die Ausfuhr ungarischer
Jndustrieartikel nach den Balkanländern bis auf den heutigen Tag eine ansehnliche
Stellung gewahrt. Welche Rolle die Kronstädter Waaren (brasoavs) in Bulgarien und
Rumänien spielen, geht aus dieser Bezeichnung selbst hervor, die im dortigen Handels-
verkehr znm technischen Ausdruck geworden ist. Es gibt in Ungarn nur wenige Städte,
in denen so vielerlei Gewerbe betrieben werden. Die alte einfache Werkstattarbeit hat
sich zu einer mit modernen Mitteln ausgerüsteten Großindustrie entwickelt. Aus zehn
größeren Industrieanlagen im Jahre 1870 sind etwa vierzig wirkliche Fabriken im Stadt-
bereich geworden. An selbständigen Gewerbslenten gab es 1894 1446, mit 4000 Gehilfen
und 1500 Lehrlingen. Aber auch in den anderen Ortschaften hebt sich das Gewerbe. In
Zeiden (Feketehalom) bilden die 161 Gewerbetreibenden einen ansehnlichen Procentsatz.
In Helsdorf (Höltöveny) ist ein Gewerbegremium von 102 Mitgliedern thätig und
erhält auch eine gut eingerichtete Gewerbeschule.
In der Gewerbethätigkeit von Kronstadt steht die Tuchweberei voran, namentlich
die Tuchfabrik mit ihren feinen Herrenkleiderstoffen. Eines ihrer gesuchtesten Erzeugnisse
ist eine in Kronstadt und Umgebung hausgewerblich erzeugte, langhaarige Kotzenart, die
überall im Lande für Pferdedecken, Fensterteppiche und Fußteppiche Absatz findet.
Bedeutend ist ferner die Fabrik für Möbel aus gebogenem Holze. Die Zeidener Werk-
zeugfabrik bestrebt sich, die Balkanländer zu versorgen. Auch die Eisengießerei und
Maschinenfabrik ist nennenswerth. Die Holzindustrie weist in den Feldflaschen (kulaes,
csuwra) und den bekannten Kronstädter Parketwürfeln Specialitäten auf. Die
Petroleumraffinerie spielt eine große Rolle; vier Fabriken verarbeiten bereits das rohe
Erdöl Rumäniens. Neben der Petroleumraffinerie der Creditbank befindet sich die größte
Industrieanlage Kronstadts, die Schwefelsäure- und Kunstdüngerfabrik. Eine der größten
Anlagen ist die Zuckerfabrik zu Brenndorf, die auch den Ackerbau stark beeinflußt.
Erwähueuswerth sind ferner die Kronstädter Eanditensabrik, die Spiritusfabrik und
Bierbrauerei in Dirste und die Spiritusfabrik in Neustadt, wo sich auf der Besitzung der
evangelischen Kirche auch eine Chamotte- und Thonwaarenfabrik auf Actieu gebildet hat.
Die Salami- und Fleifchwaarenfabrication erzielt einen starken Verkehr. Der Kronstädter
Portland-Cement ist auch für das rumänische Baugewerbe wichtig geworden. Interessant
sind in Kronstadt die Verbände des Kleingewerbes, um der Concurrenz der Fabriken
vereint besser gewachsen zu sein. Der „Verband des Kronstädter Ledergewerbes", mit
86 Mitgliedern, sichert die billige Beschaffung von Rohmaterial; eine Genossenschaft
hat den Zweck, den ihr zugehörigen Schustern und Csizmenmachern bessere Verwerthung
ihrer Producte zu ermöglichen. Auch das Hausgewerbe, namentlich Spinnerei und
Weberei, ist im Eomitate gut entwickelt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch