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Die Colouistensührer: die Kenszen, Bojaren, Wojwoden erhielten gewisse Freiheiten und
Einkünfte; die Colonisten lieferten als Steuer den fünfzigsten Theil ihres Viehes ab, auch
leisteten sie dem befestigten Fogaras die Dienste von Burgsassen. Von Ludwig dem
Großen bis zu Matthias pflegten die Könige die Burg und ihre Güter den walachischen
Wojwoden als ungarische Bannerherrschaft zu verleihen, gegen die Lehenspflicht, den
Türken Widerstand zu leisten und Hilfstruppen zu stellen, aber auch, um für deu Fall der
Gefahr hier eine Zuflucht zu haben. Allein die vielen Aufstände und Aufwiegelungen, all
der Abfall und Verrath bewogen Matthias, ihnen das Land endgiltig wegzunehmen und
es als Krongut zu erklären. Von da an wurde es den Großen des Reiches, die dein
Throne nahe standen und sich ihm treu erwiesen, als königliche Donation verliehen:
einem Johann Gereb, Johann Corvin, Johann Bornemißa. Dieser setzte hier als Bnrg-
vogt den wackeren Paul Tomori ein, den hervorragenden Kriegsmann, der später als
Oberfeldherr bei Mohäcs fiel. Nach der Lostrennung Siebenbürgens gehörte das Land meist
den Gemahlinnen der Fürsten. Nach dem Erlöschen der Fürstenwürde wurde es Ärarial-
besitz. Dann wird es einmal dem Kanzler Grafen Gabriel Bethlen verpfändet, und von
ihm geht es (1765) auf 99 Jahre an die sächsische Universität über, wobei jedoch die
Grenzergemeinden abgetrennt werden. In administrativer Hinsicht stand es als „Foga-
raser District" unter der Jnrisdirection des Fogaraser Capitäns, der abwechselnd aus der
magyarischen oder sächsischen Nation gewählt wurde. Im Jahre 1863 gliederte die
Regierung diesem Districte eine Anzahl von Ortschaften des Kronstädter Districtes an, die
zwischen dem Königsstein und Bucsecs am Burzenbach und Törzbach liegen, und dazu
noch die Orte Szunyogßek und Vledeny. Dem so umgestalteten Gebiete wurden 1876
durch die Gesetzgebung noch sechs Gemeinden am rechten Altufer zugeschlagen, was das
heutige Fogaraser Comitat abrundete. In das Fogaraser Comitat führt von Kronstadt
her die Zeidner Straße, vom Großen Kokelthal und der Homoröder Eisenbahnstation
mittels der Altbrücke die Hevizer Straße, von Rumänien her der Törzbnrger Paß. Mit
Hermannstadt ist es durch die alte Landstraße und eine Flügelbahn verbunden. Mittels
dieser Verkehrswege können wir das ganze Comitat kennen lernen.
Von Osten, von Kronstadt her, erreicht man, am weithin dunkelnden Schwarzen
Berg vorbei, bei Vledeny das Gebiet des Comitats. Im Dorfe fallen hübsche
Häuser von sächsischer Bauart und die schöne große griechisch-orientalische Kirche auf.
Östlich von Vledeny kommt von Kronstadt eine zweite Straße herein, und zwar über
Szunyogßek (Szunyogßeg), das viel weißes Vieh züchtet, Holzhandel treibt und Hanf
baut. Die vereinigte Straße führt durch Waldungen über den Paß des Gebirgsznges
nach Perfäuy, einem Orte mit Ackerbau, Vieh- und Schafzucht. In der Gemarkung wird
Trachyttnff gebrochen, auch ist das Steinmetzgewerbe tüchtig.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch