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Norden des Comitats durchzieht. An dieser Straße liegt zunächst das Dorf Kucsuläta
mit magyarischen und rumänischen Einwohnern. Hier und weiter östlich, in der Ge-
markung von Lupsa, liegen Staatsforste, in deren Eichenwald Waffenstücke aus dem
XIII. Jahrhundert gefunden wurden. Weiter unten liegt Alsö-Komäna und von diesem
seitwärts im Thale eiues Baches Felsö-Komäua. In Alsö-Komäna wohnen die Nach-
kommen vieler Familien des magyarischen und rumänischen Kleinadels. Hier ist auch die
Verwaltung der staatlichen Gestütsherrschaft, deren alte gelbliche Gebäude zwischen hohen
Alleen hervorschimmern. An ihrer Stelle stand auch zu Beginn des XVII. Jahrhunderts
eine Curie, zu der Mühlen und eine Glashütte gehörten. Südöstlich von hier steigt der
Weg in der Richtung des Girbova-Gipfels zu einer Tropfsteinhöhle, worin Knochen des
Höhlenbären gefunden wurden.
Unterhalb liegen Also- und Felsö-Vinicze. In der Gemarkung des letzteren
wurde in den Achtziger-Jahren der Wald der Herrschaft für die Fabrication von Eichenholz-
Parqnetten und Thonwaaren verwerthet. Dem Alt entlang, namentlich in den „unteren"
Dörfern, wird viel Hanf gebaut. Das Dorf Päro hat eine hübsche griechisch-orientalische
Kirche, das mehr seitwärts gelegene Grid (früher Gird) besteht zu mehr als der Hälfte
aus verarmtem Adel. Von hier gelangt man nach Schirkonjen (Särkäny), dem Sitze
des Bezirksgerichtes, des ärarischen Forstinspectorates und der Domänenverwaltung. Die
Stammeinwohner sind sächsisch, doch gibt es auch zahlreiche Rumänen und Magyaren. Die
Häuser sind nett, die Straßen sauber. Da der Ort außerhalb des einstigen „Königsbodens"
liegt, gehörte sein evangelischer Pfarrer schon seit der Zeit der Fürsten und noch in der
ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts unter die Jurisdictiou des reformirteu Kirchenrathes
von Fogaras, hing aber in religiösen Dingen vom sächsischen Superintendenten ab und
die Stadt Kronstadt war seine Hauptpatronin. Die Äcker sind sehr gut bewirthschaftet
uud der Flachsbau war einst berühmt. Die Büffelzucht, die in ganz Ungarn nirgends so
allgemein ist, als im Fogaraser Comitat, wird in Schirkonjen am stärksten betrieben.
Von Schirkonjen westlich liegt die Stadt Fogaras, der Vorort des Comitates
mit etwa 6000 Einwohnern. Regellose, vernachlässigte Gassen, alterthümliche Häuser,
unscheinbare Kirchen mit niedrigen Thürmen, bescheidene öffentliche Gebäude, auch eine
Anzahl stockhoher, aber anspruchsloser Häuser, dann ein großer, mangelhaft gepflasterter,
viereckiger Marktplatz und diesem benachbart der historische Kern des Ganzen, die alte
Burg mit ihren hundert Schritt breiten nassen Gräben, die auf drei Seiten von Prome-
nade-Alleen begleitet sind — das ist Fogaras. Zur Zeit der Fürsten prangte auf dem
Marktplatz die damals wegen ihrer Schönheit gepriesene, hochthürmige Kirche der
Resormirten. Allein die Kuruczeu benutzten sie 1704 als Gegenfort gegen die von
Kaiserlichen besetzte Burg, so daß der kaiserliche General Rabntin sie zusammenschießen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch