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Bisthum von Hermannstadt wurde 1864 zur erzbischöflichen Metropolie erhoben und
gesetzlich von der serbischen Kirche unabhängig gemacht. Damals wurden die Bisthümer
von Arad und Karänsebes errichtet. Der Gesetzartikel IX: 1868 legalisirte nicht nur diese
Verfügungen, sondern sicherte zugleich der griechisch-orientalischen rumänischen Kirche die
volle Selbstverwaltung als Nationalkirche. Sie genießt nebst der griechisch-katholischen
Kirche vom Staate eine jährliche Subvention von 400.00(1 Kronen, überdies ergänzt
der Staat im Sinne des Gesetzes vom Jahre 1897 das Jahreseinkommen (Congrna)
des griechisch-orientalischen Clerus bis znr Höhe des im Gesetze vorgeschriebenen
Minimums.
Sprache. — Die rumänische Sprache ist zweifellos ein Schößling der lateinischen.
Sie bildete sich gegen Anfang des Vl. Jahrhunderts, nach Zeit und Ort einheitlich, im
Balkan. Die Entstehung der Mundarten trat nach der Zerstreuung des Volkes ein. Dies
ist die einzige Erklärung für die Spracheinheit der jetzigen, in verschiedenen Ländern
gesondert wohnenden Rumänen. Die jetzige limba romans ist also unzweifelhaft die Weiter-
bildung des Lateinischen, wie es einst auf dem Balkan vom niederen Volke gesprochen
wurde. Die Völker, mit denen die Rumänen in Berührung kamen, haben natürlich ihre
Sprache sämmtlich beeinflußt. So die Albanesen die Bildung der Zahlwörter von 11 bis 19,
die Zurücksetzung des Artikels, den Laut S, den Rhotacismus des n zwischen zwei Selbst-
lautern; auch gibt es 40 bis 50 Wörter albanesischen Ursprungs. Griechische Einwirkung
zeigen eine Menge Wörter und die Bildungssilben nnära, astru, e?, is, aeke. Der slavische
Einfluß ist der stärkste. Die meisten Wörter der jetzigen rumänischen Sprache sind slavischer
Herkunft. Auch ungarischer Einfluß kommt vor. In der Volkssprache finden sich etwa
1500 Wörter magyarischen Stammes, wovon aber nur wenig in die Literatursprache
übergegangen ist. Aus dem Ungarischen kommen auch die Bildungssilben sass, suA, si^
(sgA, ssS) und ns. Türkisch siud die Bildungssilben ssiu und l!c, nebst zahlreichen Wörtern.
Die rumänische Sprache Ungarns gehört dem danubischeu Dialect des Rumänischen an;
aus diesem hat sich auch die Schriftsprache entwickelt.
Literatur. — Die rumänische Literatur beginnt auf ungarischem Boden, im Kreise
der eiugewanderten Rumänen. Die nnterrichteteren Geistlichen beginnen unter dem Einfluß
der ungarischen Culturbestrebungen an die Übersetzung der kirchlicheuBücher ins Rumänische
zu denken. Schon 1482 entstand eine Übersetzung der Psalmen (?saltirea öeksiana), und
aus dem Jahre 1521 sind mehrere Theile der Apostelbriefe (Lodicele voronetian) vor-
handen. Diese Übersetzungen kamen wahrscheinlich in Kronstadt zustande. In beiden finden
sich zahlreiche Hnngarismen. Bereits kommen die beiden bekannten ungarischen Bildungs-
silben söF und äs, es) vor, nebst vielen ungarischen Wörtern, wie Inelean «MIon,
ungläubig), kÄFÄlluese (kvssact. gelobt), smistuese (emes?t, zehrt sich auf), AÄnck (Fvnck.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch