Page - 422 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
Image of the Page - 422 -
Text of the Page - 422 -
422
das Kürschnerhandwerk das liebste, es gibt aber auch viele Zimmerlente und Maurer.
In den Bergwerksgebieten sind die meisten Grubenleute Rumänen. Im Großen Pflegen
sie blos deu Vieh- und Pferdehandel zu treiben. Im Flachland ist ihre Hauptbeschäftigung
der Ackerbau, in geringerem Maße die Viehzucht; stellenweise kommen auch andere Zweige
der Landwirthschaft vor, so in Weingegenden Weinbau und Obstzucht. Die rumänische
Frau ist in Allem die Hilfsarbeiterin ihres Mannes, doch bleibt ihre Hauptbeschäftigung
die Haushaltung und die Versorgung der Familienmitglieder mit allem Weißzeug. Das
Spinnen von Hanf, Flachs und Schafwolle dauert den ganzen Winter hindurch bis in
den Vorfrühling. Dann beginnt die Weberei. Auf ihren einfachen Webstühlen weben sie
allen Bedarf an Weißzeug, wollene Teppiche, Tischdecken, Katrinczas, Gürtel, Kotzen,
Mantelsäcke, Ranzen. Ihre Hausindustrie ist überhaupt sehr entwickelt, die Rumänin weiß
die Farben mit vielem Geschmack zu verwenden. Aus den geeigneten mineralischen und
vegetabilischen Stoffen stellt sie die schönsten gelben, blauen, rothen nnd grünen Farbstoffe
her. Die kleinen Mädchen werden frühzeitig an Handarbeiten gewöhnt, damit sie der
Mutter helfen können.
Volksglaube. — Der Rumäne glaubt an Geister, die ihn, die Seinen und sein
Vieh an Gesundheit und Wohlstand schädigen oder fördern können; er wendet daher
eine Menge abergläubischer Praktiken gegen sie an. Diese bösen Geister haben ihre Macht
vom Teufel, der in der „schwarzen Welt" wohnt, aber auch in die „weiße Welt" herauf-
kommt, um den Menschen zu schaden. Die bösen Geister in der Luft sind die iele; sie
kommen auch unter den Namen cllngele, lrumvase, vwtoase, mäestre, dune,
miloslivk, soiinane, putermee n. f. w. vor. Sie wohnen in der Luft und fügen dem
Menschen Leid zu, namentlich Gliederreißen. Die ursiware (Loswerferinnen) sind 2, 3,
an anderen Orten 12 weibliche Geister, die in der siebenten Nacht nach der Geburt eines
Kindes an dessen Bett erscheinen und über sein Schicksal entscheiden. Die mvroiu ist
eine Hexe, in die sich ein nngetaust gestorbenes Kind verwandelt hat; sie verläßt ihr Grab
um Mitternacht in der Gestalt einer Katze oder eines Hundes und sucht es erst bei dem
letzten Hahnenschrei wieder auf. Die stii^oi (Hexen) waren in der Regel einst alte
Weiber, die sich zu Lebzeiten dem Tenfel verkauft haben, um gewisse Zauberkräfte zu
erlangen. Es gibt aber auch männliche Hexen. Der prikulics — Mensch oder Thier —
ist meist ein in Hunde- oder Wolfsgestalt umgehendes Gespenst; seine Macht ist nicht
übermenschlich, oft wird es von den Hunden zerrissen oder auch von Menschen, auf
frischer That ertappt, erschlagen. Seine Macht beginnt mit dem Mai und hört mit dem
ersten Frost auf. Den spiritus erhält die Quacksalberin vom Teufel; er gehorcht ihr
in allen Stücken. Meist kriecht er aus einem faulen Ei; er ist allwissend, also weiß
auch die Quacksalberin Alles. Die vereolaci sind Wölfe aus dem Monde, die bei
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch