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Das Comitat ist von zwei Straßenzügen durchschnitten. Der eine führt über
Mühlbach und Hermannstadt vom Maros zum Alt (beziehungsweise zum Rothenthurm-
paß) und verbindet so das ungarische Alföld mit der Balkanhalbinsel; der andere sucht
einerseits vom Weißthal (Kis-Kapns) her, anderseits durch das Harbachthal die nördliche»
Theile Siebenbürgens mit dem Altthale zu verbinden.
Als Überreste aus vorrömischer Zeit sind die bei Mühlbach und Kastenholz
gefundenen Urnengräber zu betrachten, desgleichen der etwa 8 Centner wiegende Fund
von Waffen, Gerathen, Schmncksachen, Gefäßen nnd Metallkuchen, der 1870 zu
Hammersdorf, etwa 4 Kilometer von Hermannstadt, gemacht wurde. Der Römerzeit
entstammen die Reste von Straßen, die bei Talmefch im Altthale und dann in einer
Abzweigung gegen den Rothenthnrmpaß hin zu erkennen sind. Die Spuren der römischen
Stationen Cedonica und Capnt Stenarnm sind bei Renßmarkt und Salzburg (Vizakna)
festzustellen und im Nothenthurmpaß sind Mauerreste von römischen Befestigungen
erhalten. Die Hunnen, Goten, Gepiden und Petschenegen haben fast keine Spuren
hinterlassen; von tieferer Wirkung war die Niederlassung eines slavischen Volksstammes,
von dem die Gipfel und Bäche des Zibinsgebirges und der Zibinflnß selbst ihre Namen
haben dürften.
Um die Mitte des XII. Jahrhunderts kamen, von Geza II. berufen, deutsche
Kolonisten vom Niederrhein und der Mosel, die sogenannten Siebenbürger Sachsen,
herein. Ihr Gros besetzte ohne Zweifel sogleich das Zibinsthal. Das ganze besiedelte
Gebiet wurde nach altem Brauche kirchlich und politisch nach dem Flusse beuauut, die
Stadt selbst heißt in den ältesten Urkunden, mit strenger Unterscheidung vom Bezirke,
villa IZermaimi, wahrscheinlich nach dem Namen ihres Gründers. Bei den Magyaren
erhielt die Stadt nach dem Szeben- oder Zibinslnsse den Namen Szeben, Nagy-Szeben;
bei den deutschen Bewohnern war diese Benennung niemals im Gebrauche.
Auch zwei magyarische Ansiedlnngen sind im Comitatsgebiete zu erwähnen:
Szakadät am Altflusse, au der Ostgrenze des Comitats, und Salzburg
(Vizakna). Die erstere ist, nebst den Ueberresten einer magyarischen Kolonisation in der
Nähe von Mühlbach, als Fortsetzung der szeklerischen Besiedlung Siebenbürgens zu
betrachten.
Wann die Rumänen in die Hermannstädter Gegend eingewandert sind, ist nicht
genau zu bestimmen. Gegenwärtig bewohnen sie, besonders die westlichen und südlichen
Gebirgsgegenden des Comitats, wo sie mit ihren Dörfern über 900 Meter hoch hinanf-
rücken, während die Deutschen in den Flnßthälern und Ebenen wohnen, allerdings
auch da ziemlich mit Rumänen gemischt. Die Rumänen gehören meist dem griechisch-
orientalischen Bekenntnisse an, die Deutschen sind in den Dörfern sämmtlich, in den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch