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Wegen einen großen Theil der siebenbürgischen Karpathen touristisch erschlossen hat; dann
der evangelische Hauptverein der Gustav Adolf-Stiftung in der evangelischen Landes-
kirche, der siebenbürgische landwirthschaftliche Verein, der siebenbürgische naturwissenschaft-
liche Verein, der Verein für siebenbürgische Landeskunde u. s. w. Von uichtdeutscheu
Vereinen, deren Thätigkeit sich auf größere Gebiete erstreckt, hat die rumänische Gesell-
schaft für Literatur und Cultur ihren Sitz in Hermannstadt. Schließlich ist zn erwähnen,
daß in Hermannstadt 2 deutsche und 2 rumänische Tagesblätter uud 6 periodische Zeit-
schriften in deutscher Sprache erscheinen.
Nördlich von Hermannstadt, an der alten Verbindungsstraße nach dem Thale der
beiden Kokelflüsse, liegen zwei ansehnliche Sachsendörfer: Groß-Scheuern (Nagy-Csür,
2049 Einwohner) und Stolzenbnrg (Szelindek, 2927 Einwohner). In letzterem sieht
man die Ruiue einer Burg aus dem XlV. Jahrhundert, einer jener mächtigen Bauern-
burgen, die Zeuguiß ablegen von dem kriegerischen Geiste der damaligen Sachsen. An
einer Zweiglinie der Eisenbahn liegt eine halbe Stunde südlich die Großgemeinde
Hel tau (Nagy-Dißnöd) mit 3023 Einwohnern, eine der wenigen Ortschaften mit fast
reindeutscher Bevölkerung. Überraschender ist der Eindruck, wenn man den Fahrweg wählt
und das Plateau durchkreuzend, bei einer plötzlichen Wendung der Straße plötzlich den
hübschen Ort unter sich liegen sieht, von Weingärten und Obstpflanzungen umgeben, hinter
ihm deu südöstlichen Ausläufer des Zibinsgebirges, auf deffeu äußerstem Vorsprung die
Michelsberger Burg steht. Das freundliche Bild lockt namentlich im Mai, zur Zeit der
Kirsche«- uud Apfelblüthe, eine Menge Städter nach dem Wald von Obstbäumen, der im
Volksmund „Paradies" heißt uud sich von Heltau bis Michelsberg erstreckt. Aber Heltau
ist uicht nur ein angenehmer Ausflugsort, sondern auch eiu Ort strebsamen Gewerbe-
fleißes, dessen Bewohner als Sichelschmiede früher weithin berühmt waren. Später
widmeten sie sich der Wollweberei und das Heltaner Tuch eroberte den siebenbürgischen
Markt. Als der Zollkrieg mit Rumänien ausbrach, hörte die Einfuhr billiger Schafwolle
auf und die Heltauer Industrie stand am Rande des Verderbens. Allein die Errichtung
des Hermannstädter Elektricitätswerkes in Zoodt ermöglichte es den Heltanern, sich zu
einer Fabrikationsgesellschaft zu vereinigen und mit Benützung der billig erzeugten
motorischen Kraft auch der Eoncurreuz des Weltmarktes Stand zu halten. In etwa
300 Häuser« hört man wieder die Spulen surren und die Webestühle klappern. Das
Heltauer Tuch geht nach Galizien, Croatien und Slavonien. Im Jahre 1898 wurden
48.000 Stück besten Halinatuches, im Werte von 770.000 Gulden und 52.000 Stück
von geringerer Qualität im Werte von 570.000 Gulden exportirt.
Auf dem Marktplatze zu Heltau steht die mit dreifacher Ringmauer umgebene evan-
gelische Pfarrkirche, deren kostbarer Schatz von kirchlichen Geräthen auf verschiedenen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch