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Der Handel. — Mit dem Gewerbe hielt der Handel Schritt. Er reichte westlich
über Ofen, Wien, Passau, Augsburg und Ulm einerseits bis Venedig, andererseits bis
Leipzig und Köln, nordöstlich bis nach Polen und südlich durch die Donauländer bis
nach Constantinopel und Smyrna. Die Einfuhr aus dem Westen bestand hauptsächlich
aus Feintuch (von Speyer, Köln n. s. f.) Aus den türkischen Provinzen kamen Seide,
Teppiche, Gewürz, Südfrüchte, Fische und Rohwaren. Die Ausfuhr nach Osten hatte
zwei Hauptartikel: Tuch (feineres deutsches und gröberes einheimisches) und Messer von
sächsischem Fabrikat. In Kronstadt, Hermannstadt und Bistritz hatten die Großhändler
förmliche Genossenschaften. Die ungarischen Könige waren dem sächsischen Handel immer
förderlich. Die sächsischen Kaufleute durften im ganzen Lande manthfrei gehen und
kommen. Kronstadt, Hermannstadt und Bistritz hatten auch das Stapelrecht. Diese
Städte pachteten seit 1493 auch den „Zwanzigsten".
Schule und Wissenschaft. Die Pflege des Schulwesens ist uralt. Nach den
darauf bezüglichen Daten der Urkunden hatte hier im XIV. Jahrhundert, also früher
als in Deutschland, fast jede Gemeinde ihre Schule. Die Reformation brachte raschen
Aufschwung und auch Umgestaltung. Kronstadt gab das Beispiel durch Errichtung des
ersten Gymnasiums in Siebenbürgen. Dann folgten alsbald Hermannstadt, Bistritz,
später Schäßbnrg und Mediasch. Fast gleichzeitig mit dem Gymnasium entstand in
Kronstadt die erste Druckerei Siebenbürgens. Sie war, gleich der Schule, eine Schöpfung
des Johann Honterns. Die Bewegung der Renaissance und des Humanismus griff
mächtig auf die sächsischen Städte über, die mit Deutschland nicht nur Handelsverkehr,
sondern auch geistige Beziehungen hatten. Die Jünglinge strömten nach den Universitäten
von Prag, Basel, Wittenberg, Krakan und Wien. Ein ganzer Kreis sächsischer Huma-
nisten, daruuter Valentin Wagner , Christian Schäsens uud der Erzieher König
Ludwigs II., Jakob Piso , stand in lebhaftem Briefwechsel mit den großen Humanisten
Deutschlands, einem Luther, Melanchthon und Erasmus, gleichzeitig aber auch mit den
hervorragenden Vertretern des ungarischen Humanismus, mit Verancsics, Franz David,
Andreas Dudith und anderen. Bei solcher Regsamkeit der Geister mußten sich auch die
Erzeugnisse der noch jungen Buchdruckerkunst in Siebenbürgen verbreiten. Die Bibliothek
des Brnkenthal'schen Museums zu Hermannstadt besitzt nebst anderen alten Bücherschätzen
aus dieser Zeit mehrere Hundert Jncnnabeln. Auch in späterer Zeit ließen die Sachsen
der Schule und Wissenschaft die eifrigste Pflege angedeihen, uud von Valentin Wagner
angefangen, zieht sich eine lange Reihe der bedeutendsten Männer durch die Jahrhunderte
bis in die Gegenwart.
D a s Sachsenvolk in der Gegenwart . — Die Siebenbürger Sachsen sind anch
gegenwärtig ein tüchtiges, vielfach begabtes, auf geistigem und wirtschaftlichem Gebiete
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch