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dicht gestampfte Mauer entstanden ist. Dies ist der Binsenbau. Das Dach besteht meist aus
Rohr oder Stroh, seltener aus Schindeln. In neuerer Zeit bauen die Wohlhabenderen
meist Stein- oder Backsteinhäuser und decken sie mit Dachziegeln oder Schindeln.
Die Hauptverkehrsstraße des Comitats ist die gut in Stand gehaltene Comitats-
straße, die im Thal des Kleinen Kokelflusses von Blademnarkt (Balaväsära) südwestlich
bis zum Kokelwinkel (Küküllößög) zieht und seit einigen Jahren von der nebenher laufen-
den Flügelbahn Küküllößög-Sövärad begleitet ist. Diese Bahn durchzieht das Comitat
der Länge nach fast in der Mitte und leistet sehr viel zur Hebung des volkswirthschastlichen
Lebens. Die Budapest-Predealer Eisenbahn läuft von Klein-Kopisch (Kis-Kapns) bis
Teufelsdorf (Hejjassalva) fast überall der Südgrenze des Comitats entlang, während
längs der Nordgrenze von Radnöt bis Vidrätßeg die Kocsärd-Marosväsärhelyer Linie
verläuft. Den nördlichen Theil des Comitats durchschneidet die Radnöt-Marosväsärhelyer
Landstraße. Außerdem gibt es noch drei Hauptstraßenzüge von Nord nach Süd: von
Radnöt nach Mediasch, von Nyärädtö nach Elisabethstadt und von Blademnarkt nach
Schäßbnrg, abgesehen von den sehr gut gehaltenen Straßen zweiter Classe, von Kokelburg
nach Mediasch und von Kis-Kend nach Halwelagen (Holdviläg).
Von der Geschichte des Comitats vor der Landnahme ist soviel wie nichts bekannt.
Ein paar Burgstätten unbekannten Ursprungs, einige Funde aus verschiedenen Epochen,
römische Jnschriftsteine und Straßenreste lassen erkennen, daß das Land auch vor der
Landnahme bewohnt war. Der slavische Ursprung vieler Ortsnamen und sogar der
rumänische Name (Trnava) des Kokelstusses bekunden, daß die spärliche Bevölkerung
der Gegend in der Periode vor der Landnahme von slavischem Stamme war. Aus den
Zeiten nach der Landnahme weiß man nur, daß das Kokler Comitat eines jener sieben-
bürgischen Urcomitate war, deren Organisation die Überlieferung auf Stephan den
Heiligen zurückführt. Auch ist es wahrscheinlich, daß die Magyaren namentlich das Thal
des Kleinen Kokelflusses gleich zur Zeit der ersten Niederlassung besetzten. Darauf scheint
auch die interessante Thatsache hinzuweisen, daß in dem Comitate mehrere Ortschaften
mit sächsischer und sast alle mit rumänischer Bevölkerung einen ungarischen Namen haben
und auch ihr sächsischer oder rumänischer Name eine verderbte Form des ungarischen ist.
So nennen die Sachsen Ormenyes Jrmesch, Nadas Nadesch, Szent Läßlö Lassel,
Magyarös Manieresch. Die Rumänen vollends begnügen sich, den ungarischen Namen
nach den Lautgesetzen ihrer Sprache verändert auszusprechen und etwa statt Bäbahalma
Boboholm, statt Deg Deäg zu sagen. Wahrscheinlich ist die ursprünglich magyarische
oder magyarisirte slavische Bevölkerung dieser Gegenden in der Zeit des Tatarensturmes
oder bei den späteren türkisch-tatarischen Einfällen zugrunde gegangen. In der That findet
sich die Erinnerung an den Tatareneinfall in der Benennung einzelner Hatterttheile und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch