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Neustadt mit ihren modernen nnd hübschen Gebäuden dehnt sich in einem Thnle aus. Am
Hanptplatze stehen nebeneinander die beiden schönsten Kirchen, die resormirte und die evan-
gelische. Das resormirte Gymiiasinm ist eine sehr alte Schule, die sich bis zum XVIII. Jahr-
hundert durch Unterstützungen und Stiftungen der Fürsten von Siebenbürgen erhielt. Ats
diese Stiftungen einen Theil ihres Werthes und Ertrages eingebüßt hatten, brachte der
Adel des Huuyader Comitats wiederholt große Opfer, um den Ausfall zu decken. Der
Neubau der Schule wurde 1848 vollendet. Graf Gotthard Kuun spendete 1861 und 1884
große Summen, um sie zu fördern, so daß er als ihr zweiter Gründer zu betrachten ist.
Seiner Freigebigkeit ist auch das Couvict zu verdanken, das den Studenten billige Ver-
pflegung sichert. Die Schule heißt jetzt ihm zu Ehren „Eollegium Kuun" und ist als
Obergymnasium ausgestaltet. Außerdem hat die Stadt eiue gut eingerichtete staatliche
Bürgerschule und eine Elementarschule für Mädcheu, eiue höhere Volksschule der
Evangelischen und eine Volksschule der griechisch-orientalischen Rumänen.
Östlich vou Broos, am linken Marosnfer, liegt eine der größten und fruchtbarsten
Ebenen der siebenbürgischen Landestheile, das Brodfeld (Kenyermezö). In ihren Ort-
schaften, wie in den übrigen Dörfern des einstigen Brooser Stuhles, erinnern nur «och
die breiten Gassen, solideren Ziegelbanten nud mit starken Steinmauern nmgebenen alten
Kirchen au die einstige sächsische Bevölkerung. Die sächsischen Ortschaften sielen den
Türken zum Opfer, die sich uach ihrer schweren Niederlage auf dem Brodfelde
(13. October 1479) fliehend zu räche« suchten. Weinend berichtete der Brooser Königs-
richter, 1505, in der Versammlung des Stuhles, daß „die verwüsteten Ortschaften im
Stuhle die königliche Steuer uicht zahlen könnten". Es wurde daher beschlossen, eine
größere Anzahl walachischer Hirten in den verödeten Ortschaften anzusiedeln. Wie dann die
ivalachischen Einwanderer die ursprünglich sächsische und magyarische Bevölkerung dieser
Dörfer überflügelten, zeigt sich am deutlichsten an dem Dorfe Romoß, südöstlich von
Broos, das damals 230 sächsische Hänser zählte und 10 walachische Hirtenfamilien mit
einem Popen aufnahm, jetzt aber nur noch 213 sächsische und 1370 rumänische Ein-
wohner zählt.
Eine der bedeutendere» Ortschaften im Brodfelde, ziemlich in seiner Mitte gelegen,
ist Beuczeucz. Ju seiner Gemarkung wurde zu Beginn des XIX. Jahrhunderts durch
einen Baron Orbän, als Grundherrn der Gemeinde, zum Gedächtniß der Helden des
Brodfeldes eiue Kapelle erbaut. Weiter östlich liegt das Dorf Alkenyer; neben dem
Stationsgebäude erhebt sich das durch die „Historisch-archäologische Gesellschaft für das
Hunyader Eomitat" errichtete Denkmal des durch Stephan Bäthory, Wojwoden von
Siebenbürgen, und Paul Kinizsy errungenen Türkensieges. Südlich von Alkenyer, am
Brodbache (Kenyörbach), liegt das Dorf Fel-Kenyer, und weiter unten am Fnße der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch