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Schoß der römischen Kirche zurückzukehren und den zu wählenden Erzbischof von Spalato
zu veranlassen, daß er um das Pallium nach Rom komme.
Neben dem, wie es also scheint, nicht ganz zuverlässigen Spalateuser Kirchenfürsten
wurde aber ein Gegengewicht geschaffen durch Errichtung eines besonderen Bisthums in
Nona; der dortige Bischof war Theodosius, ein Anhänger der slavischen Liturgie, gegen die
Johann VIII. übrigens nicht nur nichts einzuwenden hatte, sondern die er kräftig förderte.
Zur Zeit der Regierung Branimirs, der auf einem zuMuö (Dalmatien) gefundenen
Steine inschriftlich erwähnt wird, greifen die Magyaren in die Geschichte Europas ein.
Die erste Nachricht von einem Einfalle der Magyaren in Croatien finden wir in der
venetianischen Chronik des Dandolo bei Gelegenheit der Schilderung des Ducates Ursus
Particiacus (912—932). Er bemerkt: „Nachdem sie Croatien und Steiermark geplündert
hatten, kehrten sie nach Pannonien zurück, und später plünderten sie Bulgarien". Auch der
Presbyter von Dioclea, ein Geistesverwandter des Anonymus Belae Notarius und ebenso
glaubwürdig wie dieser, bringt eine dunkle Nachricht von diesem Ereignisse, der die That-
sache zu Grunde liegt, daß die magyarischen Reiter, gegen die ihre Pässe in der Kapela
und im Hochlandbezirk vertheidigenden Croaten nicht aufkommen und sie nicht forciren
konnten. Infolge ihrer Beutezüge nach Italien durchstreiften sie auch das Gebiet zwischen
der Drave und Save. Wieder einmal wurde dieses unglückliche Land von wilden Kämpfen
durchtobt, verwüstet und geplündert.
Nach Jordanes war das Land noch um die Mitte des VI. Jahrhunderts mit sehr
vielen Städten geschmückt, unter denen Sirmis (Sirmium) als hervorragendste erwähnt
wird. Allein die schweren Heimsuchungen während der Völkerwanderung und die häufigen
Verheerungen, von denen wir berichteten, machen es erklärlich, daß die Geschichte bis
Ende des XI. Jahrhunderts über das heutige Croatien und Slavonien nichts zu berichten
weiß. Daß dieses historische Dunkel nicht das des Grabes, und das tiefe Schweigen der
historischen Quellen nicht das Schweigen des Todes sei, sondern daß auch hier neues
Leben aus den Ruinen zu blühen begann, beweisen uns slavonische Fundstücke aus dieser Zeit.
Freilich sind solche Spuren einer Cultur und Kunstübung sehr spärlich, doch darf
das häufigere Vorkommen von Denkmälern aus dieser Zeit in Dalmatien wohl auch zum
Theil dem Umstand zugeschrieben werden, daß dort für die Ausgrabung von Alterthümern
uuverhältnißmäßig mehr geschieht als in Croatien und Slavonien.
Eine Urkunde aus Bihai vom 28. September 892 stammt von Muntimir, der
eine Schenkung seines frommen Vorgängers Trpimir (I.) erneuert. Wichtig an diesem histo-
rischen Denkmal ist der Umstand, daß sich der Fürst .Uuneimii-, äivino muners Tuvalus
(^roatoruin <Zux- benennt, also von Gottes Gnaden, ohne Anerkennung byzantinischer
oder irgend einer Oberhoheit, souveräner Fürst. Ferner betont er, daß er auf Grund des
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch