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In den übrigen Gegenden des Landes hat sich eine starke Annäherung an die unschöne,
aber praktische und billige deutsche Bauerntracht vollzogen. Die verschiedenen Ortschaften
haben verschiedene, allmälig wechselnde Moden, so daß man von einer Nationaltracht
nicht mehr sprechen kann. Der Geist der stärker hervortretenden Persönlichkeit, der das
Bestehen der Hauscomniunion unmöglich macht, hat auch die uniforme Kleidertracht schon
vielfach verdrängt, ebenso wie die anderen Erzeugnisse des Hausfleißes, die mit Uurecht
Erzeugnisse der Hausindustrie genannt werden, da sie keine irgend nennenswerthe Einnahms-
quelle des Volkes bilden. Am schönsten und zahlreichsten kommen noch gewebte Teppiche
und gestickte Weißwäsche vor; Holzschnitzereien werden fast gar nicht mehr gemacht und die
oft sehr feinen und originellen ornamentalen Arbeiten anf Flaschenkürbissen sind selten
geworden.
Der Teppich war einst mehr ein Gegenstand des Luxus als des Gebrauches. Er
schmückte als Oberdecke das Bett, wurde von Mädchen und Weibern in die Kirche
mitgenommen als Unterlage beim Knieen, und bei schlechtem Wetter dienten die älteren
Stücke als Plaids, selbst als letzte Hülle wurden sie den Todten in das Grab mitgegeben.
Noch vor zwanzig Jahren gab es große Mengen davon in den Bauernhäusern. Die
Prodnction nimmt aber rasch ab.
Die Technik der Teppiche ist mannigfach. Drei Arten gobelinartiger Webereien
heißen ciliini, sind aber nicht Hantelisse, sondern Erzeugnisse des gewöhnlichen Bauern-
webstuhles, auf dem sie in schmalen Streifen gewebt und dann zusammengenäht werden.
Verschiedene Versuche seitens der Behörden und einzelner Vereine, breite Webstühle
einzuführen, haben keinen Erfolg gehabt. Auch der Versuch, die Knüpftechnik einzuführen,
ist gescheitert. Der öupnvac ist eine rauhe Teppichart mit lockeren Maschen, die über einen
Stock gezogen und verwebt werden; er hat also mit der Knüpftechnik nichts zu thun.
Varianten davon kommen unter verschiedenen Namen: kleeanne, velenae, velsnac na
6nske, edlemski. öarsnv n. s. w. vor, doch ist die Benennung eine schwankende, nach Ort
und Zeit wechselnd. Ein Mittelding zwischen Teppich und Tuch ist der lockere Teppich
mit uugewebtem Rahmen, in welchen reiche Ornamente mit bemerkenswerthem technischem
Stilgefühl, breit und wirkungsvoll hineingestickt werden.
Die Motive der Ornamente sind zumeist der Pflanzenwelt, selten der Thierwelt
entnommen; die Behandlung hält sich streng im Sinne einer stilvollen Flächendecoration.
Das Ornament besteht aus feststehenden Formen, die in freier Verwendung je nach
Zweck und Form des Teppiches verwendet und combinirt werden; sie führen bezeichnende,
leider unübersetzbare Namen: Za?, pavuene, pvn»2iee, tilra n. f. w.
Zur Färbung dienen heutzutage fast nur käufliche chemische Färbemittel. Die Echt-
färberei, hauptsächlich mit Pflanzenfarbstoffen, wird fast gar nicht mehr geübt. Vor etwa
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch