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Die bedeutendste Dichtung Vitezovie heißt ,0äilei^'e SiAetsko« (Die Belagerung
von Szigeth) und erschien zuerst 1684 zu Wien. Ihren Stoff bilden wieder die
Heldenthaten des Bauus und Feldherrn Nikolaus von Zrin. Sie besteht aus vier
Theilen. Im ersten erzählt Szigeth selbst „den eroatischen Frauen", was mit ihren
Herren geschehen ist; der Banns unterweist seinen Sohn, wie er nachdem Tode des
Vaters zn leben habe, der Sohn aber bittet den Vater, daß auch er mit ihm in den Tod
ziehen dürfe. Der zweite Theil besteht aus 15 Gesängen, alle in lyrisch-elegischem Tone
gehalten. Der dritte Theil hat den Titel ,?utnik i (Der Reisende und das
Echo); da spricht nämlich der Reisende mit dem Echo über die Ereignisse bei Szigeth.
Der vierte Theil besteht aus Epitaphen der einzelnen christlichen und türkischen Helden.
Der Werth der Dichtung beruht vor Allem auf der politischen Tendenz des Dichters,
der den Jndifferentismns der latinisirenden eroatischen Gesellschaft durch Hinweis
auf eine glanzvolle Vergangenheit bekämpfen möchte. Vitezovie schrieb außerdem
noch mehrere größere und kleinere Werke geschichtlichen und belletristischen Inhalts,
ferner philologische Werke, darunter ein .l^exieon latmo-illyrieum" und eine
.(Zrammatiea eroatiea".
Vitezovtt gehört als Historiker der alten Schule an, bei ihm mischt sich Wahrheit
und Dichtung; er ist außerdem einer der ersten eroatischen Grammatiker, die zur Verein-
fachung der eroatischen Orthographie die diakritischen Zeichen vorschlugen. Wie er mit
seiner Buchdruckerei in Agram das Hauptcentrum der eroatischen Literatur bildeu wollte,
so strebte er mit seinen grammatischen und lexikographischen Werken einer einheitlichen
eroatischen Literatursprache zu.
In demselben Jahrhundert (1617) wurde zu Risnik in Eroatien Georg Krizanie
geboren, der als Verbannter in Sibirien starb; man weiß nicht wo und wann. Ihn hatte
alsCleriker zu Rom der Gedanke einer Aussöhnung der durch das Schisma lange entzweiten
katholischen und orthodoxen Slavenstämme erfaßt. Gegen Mitte des XVII. Jahrhunderts
veröffentlichte er in lateinischer Sprache sein epochemachendes Werk: ,LidIiotIisea
8cliismaticc>rum universa" mit dem Motto: erunt ultra <Zuae Pentes, nee 6ivi-
äöntur in <Zuc> l e^na; secl liet unum vvils et unus pastor". (Es werden fernerhin keine
zwei Völker sein, noch werden sie in zwei Reiche getheilt sein, sondern es wird sein eine
Herde und ein Hirt.) In diesem Werke stellte er das Wesentlichste zusammen, was in der
orthodoxen Welt gegen die Papstkirche geschrieben worden war. Er zeigte dabei eine außer-
gewöhnliche Vertrautheit mit der russischen Literatur, schuf sich aber mächtige Gegner.
Mit weittragenden Entwürfen beschäftigt, zog er 1657 nach Rußland, wo er ein
günstigeres Arbeitsfeld für seine Ideale zu finden hoffte. Der arme Idealist ahnte nicht,
welche Enttäuschungen ihm bevorstanden. Nach einjährigem Aufenthalte in Rußland wurde
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch