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Militärgrenze gehören, auch die Lehrergehalte zu bezahlen haben. In diesen dagegen werden
die Schulen aus den Erträgnissen eines 20procentigen Steuerzuschlages erhalten. Die
Lehrergehalte sind mit 400 Gulden uormirt und steigen durch die Quinqnennien bis
750 Gulden. Überdies gibt es in einigen Städten Localzulageu. Die Lehrer sind mit
diesem Einkommen nicht zufrieden, das dem Ausmaße ihrer Bildung und ihren dringendsten
Bedürfnissen nicht entspricht, aber anderseits ist es nicht zu leugnen, daß die Lehrergehalte
schon im jetzigen Umfange für viele Gemeinden unerschwinglich sind, besonders wenn sie
im Sinne des Gesetzes mehrere Lehrkräfte anstellen müßten. Aus diesem, für die Gegen-
wart unlösbaren Widerstreit der Bedürfnisse und Mittel ergibt sich die Unmöglichkeit,
das Volksschulgesetz allerorten conseqnent durchzuführen. Das Verhältniß des Schulbesuches
ist demnach nicht sehr günstig. Im Jahre 1897/98 gab es in Kroatien uud Slavonien im
ganzen 322.182 schulpflichtige Kinder, von denen nur 196.357 die Schule besuchten; diese
wurden an 1083 Volksschulen von 2243 Lehrern unterrichtet. Kindergärten gibt es im
Lande 15, Kinderbewahranstalten 6, mit 586 Knaben und 677 Mädchen. Bei Auf-
stellung dieser Ziffern darf aber nicht angenommen werden, daß die Vertheilung der Lehr-
kräfte eine gleichmäßige, daß der Übelstand der Unmöglichkeit des Schulbesuches überall
gleich sei. Es gibt Gegenden, wo alle Schulpflichtigen die Schule auch wirklich besuchen,
und dann wieder Dörfer, namentlich in der Lika und Krbava, wo viele Kinder weder
Schul- noch Religionsunterricht genießen.
Im Jahre 1895 wurde infolge vielfacher ungünstiger Erfahrungen ein neuer ein-
heitlicher Schulplan, der sehr verschiedenen Möglichkeit des Schulbesuches und der kurzen
Schulpflicht entsprechend, auf dem Verordnungswege vorgeschrieben. In diesem wurde
vor allem das zu erzielende Minimum für jede Schule festgesetzt, das außer dem
Religionsunterricht, im Lesen, Schreiben und einfachsten Rechnen zu bestehen habe. Nur
wo dieses Minimum von Fertigkeiten erreicht ist, kann der Lehrer den Lehrplan in klar
vorgeschriebener Weise erweitern. Man ging auch an die Reform der Schulbücher in
diesem Sinne, indem man den Lehrstoff verminderte und den Lesestoff vermehrte. Das
Schulturnen wurde den localen Verhältnissen entsprechend geregelt und der Slöjd nach
schwedischem Muster eingeführt. Diese letzte Einrichtung stieß, infolge Mißverstehens des zu
erreichenden Zweckes, vielfach auf Widerstand, so daß ihre Durchführung sich jetzt in
rückläufiger Bewegung befindet. Die Einrichtung der Schulgärten entspricht im Großen und
Ganzen nicht den Erwartungen, die man an sie knüpfte, weil die Kinder die Schule zu früh
verlassen und nicht die nöthige Handfertigkeit mitnehmen.
Die Unterrichtssprache ist an 1251 Gemeindeschulen crvatisch oder serbisch, an 25
deutsch, an 7 ungarisch, an 2 rnthenisch und an 3 slovakisch. An konfessionellen Schulen
mit Öffentlichkeitsrecht hat Eroatien-Slavonien 25 croatische, 11 deutsche, 4 ungarische,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch