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Alpen hieher. Einen überraschenden Anblick gewähren unter dem warmen Himmel Agrams
die alpinen Blüthenpflanzen der Hochgebirgsflora (^pimecZium alpinum, Lrantiiis
Kiemalis), da ihr Standpunkt hier kaum 140 bis 180 Meter über dem Meere ist. Sollten
diese Pflanzen Zeugniß ablegen für die Richtigkeit der Meinung unseres verstorbenen
Geologen Pilar, daß auch das Agramer Gebirge einst von Gletschern bedeckt war? Manches
spricht wohl dafür. Auf dem Tuskauec umfassenden Hügelznge zunächst der Stadt hat sich
ein schönes Villenviertel, der Jostpovae, entwickelt. Zwischen Villen und Weingärten führt
ein schöner, an Aussichtspunkten reicher Weg bis zum Cmrok, und von dort umbiegend
auf einem anderen Hügelrücken zurück zur oberen Stadt, an dem alten, einst vornehmsten
Georgsfriedhof vorbei in die Georgi-Gaffe und zum Kipni trg, der mit einer gothischen
Kapelle geschmückt ist und mit dem Pfaffenthurm zusammen einen sehr malerischen Anblick
gewährt. Der Ausblick in das Arbeiterviertel der Novaves läßt diesen Stadttheil schöner
erscheinen, als er vorläufig noch in Wirklichkeit ist. Von der Georgi-Gasse führt gegen
Norden in den Schoß des Agramer Gebirges der Mühlenweg einerseits in einer Stunde
durch das herrliche Thal von St. Xaver nach dem schönen Gebirgsdorf Sestine und hinauf
zu dem Graf Kulmer'schen Schloß und zur Burgruine Medved grad, anderseits rechts
umbiegend und sich mit der Neudörfel Straße vereinigend, zu dem groß angelegten, von
prächtigen Arcaden eingefaßten Centralfriedhof.
Das im Sljeme (1035 Meter) gipfelnde Agramer Gebirge, das für die Stadt in
klimatischer und mancher anderen Beziehung von großer Bedeutung ist, ist unzweifelhaft
eine uralte Gebirgsruine. Seine südlichen Ausläufer, auf denen Agram liegt und auch
Tuskauec sich befindet, sind aus Schichten zusammengesetzt, die, je weiter wir uns vom
Hauptkamme entfernen, desto jünger werden und zum großen Theile ans Gerölle und
verwittertem, in gelbe Erde verwandeltem Gesteine bestehen.
Es liegt nun die Vermuthung nahe, daß diese jüngeren Schichten durch die Thätigkeit
des Eises im Laufe der Jahrtausende vom Rumpfe des Gebirges herabbefördert und an
dem Fuße der Gletscher abgelagert wurden, wie ja auch heute in den Alpen Moränen die
Gletscher begleiten.
Mit der Zeit hat sich am Fuße des Agramer Gebirges eine gewaltige Moräne
angelagert, die nach dem Verschwinden des Eises von den Bächen modellirt uud in die
hentigen Formen erdiger, langgezogener Hügel verwandelt wurde. Vor der wachsenden
Kraft der Sonne flohen die Alpenpflanzen und erhielten sich nur an den geschütztesten
Stellen, also auch in dem niedrig gelegenen Tnskanec. Aber die Flora Agrams bietet noch
manche andere bemerkenswerthe Erscheinungen; eine interessante Übersicht derselben gewährt
der reichhaltige botanische Garten, südlich der Stadt, wo man die Formen der Alpen- nnd
Karstflora neben den Vertretern der snbtropischen Gegenden im Freien fortkommen sieht.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch