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An den uralten Mühlen vorüber zweigt gegen Süden ein Weg von der Hochstraße
ab und senkt sich durch dichten Jungwald zur Thalsohle des EaNons. Umso überraschender
ist der erste Ausblick auf die Seen. Auf einer kleinen Brücke überschreitet man die aus
Tuff aufgebaute Mündung des Plitvicabaches, der, obwohl nur ein kleiner Znfluss der
Korana, den Seen den Namen gegeben hat, und dann führt ein Fußpfad zu einer
Kanzel, unter der in einer Tiefe von 70 Meter der erste See liegt. Das märchenhafte Bild
übertrifft in Wahrheit die begeistertste Schilderung und eine noch so hoch gespannte
Erwartung. Dem Beschauer zu Füßen fällt der silberne Strahl der Plitvica zerstäubt in
allen Farben des Regenbogens zu einem von senkrechten Felswänden eng umschlossenen
Seebecken hinab. Aus dem tiefblauen und doch krystallklaren Wasser, dessen Farbe mit
dem reinsten Himmelblau wetteifert, tauchen gleich Gestalten eines Märchens die weißen
Stämme versteinerter Bäume hervor. Nur wenige Schritte weiter, und man steht am
Ufer einer weiten Wasserfläche, des von waldigen Hügeln umsäumten Kozjak-Sees. Die
Straße führt dem See entlang bis zu seinem südlichen Ende, wo sich der Mittelpunkt der
Seencolonie befindet. Der rührige Verein, der zur Verschönerung der Seen gegründet
worden, hat hier ein großes Hotel erbaut, das zum bequemen Genusse all der Schönheiten
einladet. Von dem Aussichtsthurme des Hotels genießt man einen herrlichen Rundblick
über die Seen und die sie verbindenden Fälle.
Von da aus sieht man auch die anderen Seen bis zum Prosöansko jezero. Der
prächtige Kozjak mit seinen sechs Einbuchtungen hat sich zwischen dem Bigin vrsak
(755 Meter) und dem abgestumpften Medvedjak (868 Meter) eingebettet. Seine Wasser
stammen aus den Wildbächen Matijasevae und Jafenovac, sowie aus dem Bache Rjecica,
doch hat er auch unterirdische Zuflüsse, was sich bei starken Regengüssen durch die auf
seiner Oberfläche erscheinenden Wirbel verräth. Das grüne Ostufer des Kozjak fällt sanfter
ab uud ist freundlicher, als die steile, felsige, mit Busch und Baum bewachsene Westseite.
An einer Stelle drängt sich das Wasser aus dem Gradinsko jezero tosend in den
Kozjak hinab, um unterhalb des Falles eine kleine Mühle zu treiben. Ihr Geklapper
war einst fast das Einzige, was in diesem Reiche der Felsen die Anwesenheit des
Menschen verrieth. Das Rauschen und Plätschern der schäumenden Wasserfälle wurde
höchstens noch durch den Ruf eines Hirten oder die Klänge seiner sviralica (Schalmei)
unterbrochen.
Inmitten des Sees liegt die reizende Stephanie-Insel. Das Eiland ist 261 Metcr
lang und 31 Meter breit; dabei allenthalben von mannigfaltigem Strauchwerk, Blume«
und Gräsern überwuchert. Eine Kahnfahrt um die Insel auf dem herrlichen klaren
Seespiegel, an den schönsten Orchideen vorbei, bringt uns ganz nahe zu der oben erwähnten
Mühle. Wir steigen hier aus und wandern auf weißschimmerndem Psade, unter dem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch