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den bescheidenen Evastöchtern dieser Gegenden. Alles aber, was zur Tracht gehört, von?
Samen angefangen, aus dem der Flachs erwächst, bis zur Färbung der Stickereien, ja
selbst die Spitzen, geht durch die fleißigen Hände der Hausmutter. Die einzelnen Familien
leben friedlich und einträchtig in ihren strohgedeckten Holzhäusern, die nicht immer in
Gassenzeilen zusammengedrängte Dörfer bilden, sondern meist über Thal und Hang
verstreut liegen. Die hauptsächliche Beschäftigung sind Feld- und Weinbau, letzterer hat auch
hier stark gelitten; daneben sind einzelne Ansätze von Hausindustrie bemerkbar. Die Weiber
klöppeln zwar nicht sehr feine, aber dauerhafte Spitzen, die ziemlich guten Absatz finden.
Der mergelige, stellenweise sandige Boden wird mit Kukuruz, Roggen, Weizen,
Gerste, Buchweizen, Flachs und Gemüse bebaut, eignet sich aber auch sehr gut für den
Weinbau, der nun mühsam mit Hilfe amerikanischer Reben erneuert wird. In dem
stark zertheilte» Terrain ist alles klein: die Häuser, die Bauerngüter, aber auch ihre
Äcker, so daß hier nur die Wälder und Wiesen das Große und Ausgedehnte darstellen.
Selbst die Berge, obwohl die ganze Landschaft von ihnen erfüllt ist, sind in den engen
Thälern nur einzeln sichtbar.
Der Bewohner der Niederung unterscheidet sich, wie der Posavaner von dem
Bewohner der ihm benachbarten Gebirgsgegenden, sowohl durch seinen Typus als auch
durch Sprache, Tracht und die ganze Lebensweise von dem Bolke der hochliegenden Bezirke.
Die Gestalten sind nicht so schlank und hochgewachsen, das Haar ist dunkler, die Sprache
wird zur reinen StokavZtina, die Tracht ist weniger von der bürgerlichen beeinflußt, die
Nahrungsmittel sind reichlicher.
Zwei größere Thäler führen aus den Bergen gegen Osten in die Ebene: das der
Plitviea und das der Bednja. Beide Flüßchen eilen parallel der Drave zu und fassen
einer Insel gleich die niedrige Toplicka gora (300 Meter) zwischen sich. Am Nordrande
dieses Hügelzuges breitet sich die weite Niederung der Podravina aus, von der ihn der Lauf
der Plitviea trennt; seinem Südfuße fließt die Bednja entlang und scheidet, indem sie das
herrliche Thal von Warazdin-Töplitz bildet, die Toplicka gora von den viel höheren
Erhebungen der Jvancica und des Kalnik.
Von Lepoglava führt die Straße im breiten Bednjathale nach Jvanec am Fuße
der Jvancica. Früher war der Ort als Mittelpunkt des Bergbaues berühmt.
Von Jvanec, das am Ausgange eines Querthales liegt, ist der 1061 Meter hohe
Gipfel der Jvancica am besten zu erreichen. Bis zum Weiler Podgorac (Unter dem Berge)
gelangt man mit Wagen, und von hier zum Gipfel ist es eine dreistündige Fußpartie.
Gleich hinter Jvanec schließt sich das Bednjathal zusammen, und tiefe steile Hänge
begleiten die Ufer. Das nördliche bildet die Toplicka gora, über die auch die Bahn bei
Sv. Jlija aus Zagorje in die Draveebene führt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch