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Die bedeutendsten Baulichkeiten sind das Comitatshans, die Gerichtstafel, das
Obergymnasium, dessen erste Ansätze bis in den Anfang des XVIII. Jahrhunderts
reichen. Von den Jesuiten gegründet, war diese Anstalt als Pozeganer Akademie im
XVIII. Jahrhundert weit und breit berühmt und eine der bedeutendsten Schulen des ganzen
Landes. Der fromme Sinn der Bürger bekundete sich in den wohlgehaltenen Kirchen und
den zahlreichen Glaubenssymbolen, auf die man fast in jeder Gasse stößt. Die schöne,
große Pfarrkirche zur heiligen Theresia stammt aus der Zeit Maria Theresias, vor
derselben steht das Denkmal des Pater JmbriZinoviö, der sich um die Befreiung
Slavoniens große Verdienste erworben hatte. Sehr alt ist das Franciscanerkloster nebst
der zugehörigen Kirche, die aber beide die Merkmale ihrer wechselnden Schicksale tragen.
Von den Türken war diese Kirche in eine Dzamija verwandelt worden, 1842 brannte sie
ab und wurde dann neu aufgebaut. Die türkischen Bauten sind längst verschwunden. Uralt
ist auch das Kirchlein der Heiligen Philipp und Jacob, das schon im Jahre 1535 als
Pfarrkirche erwähnt wird.
Der fruchtbare Boden und der umfangreiche Grundbesitz der Stadt, von etwa
7000 Morgen, regten zur Bearbeitung au, daher auch die Bürger großentheils Wein- und
Feldbauer sind- überdies treiben sie Handel und verfertigen in handwerksmäßiger Weise
die Jndustrieartikel, deren die Umgegend bedarf.
Die Markttage sind deshalb für die ganze Umgegend wichtig und von weit und
breit strömen die Bauern in die Stadt, um ihre Rohprodukte gegen die Erzeugnisse der
heimischen Industrie umzusetzen.
Zur Zeit der Türkenkriege viel genannt, verlor Pozega durch seine geographische
Lage die Fühlung mit der Außenwelt und schloß sich bis auf die neueste Zeit von ihr
ab. Doch ertödtete diese Jsolirnng nicht den Sinn für den Werth der geistigen Güter;
mancherlei Schulen wurden sorgsam gefördert und es gingen aus ihnen Männer hervor,
deren Name in ganz Croatien guten Klang hat. Zu Pozega wurde im Jahre 1700 der
gelehrte Jurist Anton KaniM geboren, der sich als Rector des Gymnasiums sowie als
Dichter Ruhm.und Ansehen erwarb. Auch Franz Sebastinnovic mehrte den Ruhm seiner
Vaterstadt, denn er galt als der eleganteste lateinische Dichter des XVIII. Jahrhunderts
und war unter dem Namen (üvi-ineus I^apirius ein gefeiertes Mitglied der Akademie der
Arkadier in Rom. Anton Mandie wurde 1806 Bischof von Djakovo, Alois Babnkic
erwarb sich als Lehrer an der Agramer Akademie große Verdienste, ebenso als Sprach-
forscher und Literat.
Die nähere und weitere Umgebung Pozegas bildet eine große Auswahl schöner
Spaziergänge und Ausflugsorte, die alle mit geringer Anstrengung in kurzer Zeit zu
erreichen sind.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch