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Hübsche Promenadewege führen zur Burg, ans den Calvarienberg, von dem man
die Stadt übersieht, und zur Tekija, die durch ihre ausgezeichnete Quelle berühmt ist.
Viel besucht wird auch das etwa 7 Kilometer entfernte Dorf Velika, dessen
romantische Lage reichlich für die vierstündige Wanderung entschädigt. Die Straße führt
gegen Norden quer durch die gesegneten Felder und Obsthaine der Niederung an den
Fuß des Papnkgebirges. Unterwegs sieht man östlich das Dorf nnd Schloß Kaptol, einst
Sitz der Tempelritter, liegen und gegen Westen erhebt sich die Rnine Strazeman, die
schon im XIV. Jahrhundert erwähnt wird.
Velika ist ein großes Dorf, das sich zwei Kilometer lang in der engen Spalte der
Velicanka eingenistet hat. Man erblickt den Ort, dessen Hänser sich im dichten Grün der
Pflaumen- und Nußbäume bergen, erst wenn man in die von zahllosen Wasseradern
durchzogene Dorfstraße gelangt ist. Man glaubt sich in ein Alpenthal versetzt; steil senken
die kahlen Höhen des Sadi?-, Plis-, Kosovac-, Malis^ak- (727 Meter) und des kegel-
förmigen Toplickiberges ihre Wände zu engen Klammen nieder, deren rauschende Bäche
in steinigen Betten ihren Weg zur Ebene suchen. Aber der Reiz Velikas besteht nicht nur
in der Schönheit des Landschaftsbildes und im schroffen Gegensatz zu den zahmen flachen
Feldern, die man eben hinter sich gelassen, sondern auch die Fülle historischer Erinnerungen,
die uns der Anblick des ehrwürdigen, schindelbedeckten Gotteshauses und des festung-
artigen Klosters erweckt, trägt dazu bei. Hier war der Wohnsitz des heldenmüthigen
Führers Fra Lnka Jmbrisinovic; aus der Klosterschule gingen die begeisterten Vorkämpfer
und geistlichen Hirten des Volkes hervor, denen es zu danken ist, daß unter dem härtesten
Drucke Land und Volk dem Kreuze treu blieben.
Die festen Mauern, die Schießscharten des Thurmes, das Wappen der Svetic, der
Herren von Velika, mit dem aufgespießten Türkenkopfe — alles dies erinnert an die
hervorragende Rolle, die der Ort in den Türkenkriegen gespielt hat.
Am nördlichen Ende des Dorfes, wo sich das Thal der klaren Velicanka gabelt,
erhebt sich auf dem steil vorspringenden Fuße des kegelförmigen Lapjak die Ruine des
Schlosses Velika, das schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, als Csaplovics diese
Gegenden bereiste, verfallen war und als „Fruchtkasten" benützt wurde.
Hier war der Herrensitz des kühnen nnd gewaltthätigen Pandurenobersten Franz
von der Trenck, der auf dem Brünner Spielberg ein so trauriges Ende fand. Von Velika
und seinem zweiten Schlosse Pleternica aus begann Trenck sein Kesseltreiben gegen die
Hajdnken (Räuber) des Pozeganer Eomitats, fing sie zusammen und bildete ans ihnen
jene Truppe, die im Österreichischen Erbfolgekrieg durch waghalsige Tapferkeit ein Schrecken
der Feinde Maria Theresias wurde, durch ihre Zuchtlofigkeit aber auch vielfach Anlaß zu
Klagen gab, und aus der sich später das kroatische Infanterieregiment Nr. 53, lange Zeit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch