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Entrevue mit Fürst A. wird zu viel Gewicht beigelegt;
es war eine reine persönliche Versöhnung in Wien;
und hier mußte ich dasselbe tun, ohne eigentlich je mit
ihm privatim einen Grund zu welch immer Mißstimmung
gehabt zu haben.
Politisch wichtig ist die Geschichte nicht.
Unrichtig ist das Detail, ich sei früher zum Fürsten ge-
gangen, als er bei mir war; am 18. kam er zu mir; und
am 20. war ich bei ihm.
Am 27. fahre ich für kurzen Aufenthalt nach Berlin. Hier
herrscht in beiden Lagern Mißstimmung; mehr aber noch
bei den Tschechen, die ihre Wünsche nicht genügend er-
füllt sehen. Der Statthalter ist sehr schlechter Laune,
gereizt gegen das Ministerium und will nach Wien fah-
ren ... Was Sie über W. sagen, scheint mir sehr plausibel;
auch der hiesige FML. K., glaube ich, ist als Offizier
scheu geworden und dient nicht gern diesem Ministerium
des „Deliriums nehmens". Doch trotz alledem sitzt Graf
Taaffe noch fest, das ist meine Uberzeugung.
Mit vielen Grüßen
Ihr
Rudolf
Prag, 14. März 1883
Lieber Herr Szeps!
Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen so lange Zeit hindurch
nicht schreiben konnte, doch es war mir in der Tat un-
möglich; in Berlin hatte ich ungemein viel zu tun, sehr
wichtige Dinge. Mußte den Tag mit Besuche-
machen, Hoffesten etc. etc. bis in die späte Nacht hinein
zubringen und dann den Rest der Nacht und alle übrig
bleibenden Momente der Arbeit am Schreibtisch, den Be-
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918