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Horoskop zu haben. Er sitzt fester denn je ; und mit ihm
seine Kollegen!
Wann werde ich Ihre nächsten Absichten erfahren
können?
Mit vielen Grüßen
Ihr
Rudolf
Prag, 16. März 1883
Lieber Herr Szeps!
In aller Eile einige Zeilen, um Ihnen eine Geschichte
mitzuteilen, die man meiner Ansicht nach der Öffentlich-
keit übergeben sollte. Vor einigen Tagen, abends,
schlugen mehrere junge Herren der hiesigen blaublütigsten
sogenannten ersten, aber weiß Gott, nicht besten Gesell-
schaft einige Fenster in der Judenstadt ein, um ihre
politische Gesinnung auf eine aristokratische Weise zu
dokumentieren. An der Spitze dieser Bande stand der
Sohn des so heiligen Graf Richard C., der Erbe des
kinderlosen Grafen Heinrich. Nur einem Jüngling, einem
Graf S., gelang es, im richtigen Moment zu entweichen;
alle anderen wurden durch Sicherheitsmänner gefangen
und mußten den Rest der Nacht durchsitzen; des Morgens
ließ sie unser Freund Stejskal zu sich rufen und hielt ihnen
eine lange Bußpredigt.
Die ganze Geschichte ist unterhaltend und könnte recht
gut im Tagblatt benützt werden.
Wenn ein armer Hackerbub bei einem Juden ein Fen-
ster einschlägt, wird gleich eine große Geschichte daraus
und diese feudalen sollten ganz ungeniert und
unbemerkt ihre Streiche ausführen können!
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918