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an einem Herzfehler und wolle daher dieses aufregende
Amt nicht annehmen. Er dürfte wohl den höflichen Bitten
gegenüber nicht ganz unempfänglich sein. Auch der junge
klerikale Fürst Windischgrätz, aus dem Herrenhaus be-
kannt, wird oft erwähnt; in der Wiener Burg ist er sehr
gut angeschrieben, doch will der Statthalter nichts davon
wissen.
Die hohen Herren hier fühlen sich sehr und sind noch
schlechter als wie sonst auf mich zu sprechen; das kommt
von der bekannten Geschichte mit der Fechtakademie24,
welche in der „N. Fr. Pr." zuerst fast ganz genau erzählt
wurde.
Haben Sie schon etwas über das neueste Buch Hellen-
bachs „Die Insel Mellonta" erfahren? Heute wurde mir
dasselbe vom Buchhändler gesendet.
Für Nachrichten aus Wien wäre ich sehr dankbar. Vor
einigen Tagen hatte ich eine fast zweistündige Unter-
redung mit dem Grafen Heinrich Clam; immer dieselben
Phrasen; nichts Neues, nur eine gewisse Verstimmung
gegen die Polen und viel Sympathien für Graf Coronini;
dasselbe bekam ich auch von dem Fürsten Georg Lobko-
witz zu hören. Mit vielen Grüßen von meiner Frau und mir
Ihr
Rudolf
Prag, 13. April 1883
Lieber Herr Szeps!
Innigsten Dank für Ihren Brief, der mich sehr freute.
In großer Eile schreibe ich Ihnen heute, da ich viel zu tun
habe, auch glaube ich, in den nächsten Tagen vielleicht
nach Wien kommen zu müssen. Beiliegend eine kleine
Geschichte; ich schicke sie Ihnen geradeso, wie ich sie
mir nach einer Erzählung eines Kameraden flüchtig no-
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918