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Die ganze Sache ist wieder für unbestimmte Zeiten auf
den Nagel gehängt.
Der Kriegsminister, angeregt durch diesen Lieblings-
gedanken der höheren militärischen Kreise, brachte die
Sache einmal in einer Ministerkonferenz zur Sprache;
doch gleich wurde ihm von seinen Kollegen bedeutet, er
möge diesen Plan fallen lassen, da für dergleichen Ideen
jetzt kein Geld vorhanden sei. So stehen die Dinge!
Was soll ich tun? Wenn Sie trotzdem einen Artikel,
rein akademisch, darüber haben wollen, bin ich selbstver-
ständlich bereit, denselben zu schreiben.
Ich bitte um Antwort.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr
Rudolf
Wien, 11. Februar 1884
Lieber Szeps!
Besten Dank für Ihren Brief und Nachfrage. Es geht mir
wieder gut. Was die amerikanische Zeitung betrifft, glaube
ich, es wäre besser, den Bericht wegzuschicken, ohne daß
ich mich dabei in den Vordergrund stelle. Die Sache ist in-
teressant, doch nicht genug wichtig, daß ich für das Aus-
land mich dabei beteilige; das erfährt man hier dann an
maßgebender Stelle und nimmt es mir oder Erzh. Johann
übel; ich kenne diese Verhältnisse; die ganze Sache wird
als Spaß und Sport betrachtet und man ärgert sich, wenn
wir darin etwas Wichtiges erblicken; und doch ist meiner
Ansicht nach der innere Wert ein größerer, als viele
glauben.
Mit den besten Grüßen
Ihr
Rudolf
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918