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94 Der heilige Johannes, Apostel und Evangelist.
nächst bei Jesus, mit dem Haupte an dessen Brust. Er allein ge-
traute sich zu fragen, wer Jesum verrathen würde, und erfahrt, daß
Judas der Vcrräther sey. Er war es auch, der die Flucht nicht
ergriff, als die Soldaten Jesum gefangen nahmen, und der dem
Meister in das Haus des Kaiphas nachfolgte, wohin er nachher dem
Petrus den Eingang verschaffte. Er fand sich bei dem Heilande ne-
ben dem Kreuze ein, und war so glücklich, daß ihm die Verpflegung
der Mutter Jesu von diesem übertragen wurde.
Nach der Auferstehung Jesu war Johannes dcr erste bei dem
leeren Grabe, und erhielt da mit Petrus vor den übrigen Aposteln
durch einen Engel des Himmels die erfreuliche Nachricht, daß der
Heiland auferstanden sev. Am Ufer des See's Tibcrias war es
auch er, der zuerst den Herrn erkannte, und dem Petrus zurief:
„Es ist der Herr!" Wie sich da seine edle Seele, des neulcbendi-
gen, gelicbtesten Meisters gefreut haben wird! Dem Johannes hatte
der Heiland nach seiner Auferstehung auch die tröstliche Zusage ge-
macht, daß er die Zerstörung Jerusalems lange überleben, und das
Christenthum in seinem großen Wachsthumc in einem hohen Alter
sehen werde.
So groß und innig die Liebe des heiligen Johannes zu Jesu
war, eben so angestrengt und ausdauernd war sein Eifer in Befol-
gung und Verbreitung des Evangeliums. Nach der Ausgießung des
heiligen Geistes über die Apostel predigte er die Lehre des Gekreuzig-
ten zu Jerusalem, darauf in Samarien, wo er den Neugctauftcn
durch die Auflegung der Hände den heiligen Geist, das ist, das
Sakrament der Firmung ertheilte, und in verschiedenen andern Or-
ten des Judenlandcs und der angränzenden Gegenden. Er war bei
Petrus, als dieser durch die Kraft Jesu den Lahmen bei der Tcm-
pelpforte heilte. Mit Petrus wurde er in das Gefängniß geworfen,
und vor den hohen Rath gestellt; mit Petrus und einigen andern
Aposteln wurde er später wieder gefangen gesetzt und grausam ge-
geißelt. Wie Petrus und die Andern erhielt er das Verbot, die
Lehre Jesu nicht weiter mehr zu predigen; allein er achtete Drohun-
gen, Gefängnisse und Geißelstreiche für nichts, und freute sich, wie
seine Mitapostel, daß er gewürdigct werde, um des Herrn willen
zu leiden. Durch unzählige Wunder bekräftigte er die Wahrheit,
die er verkündete. Johannes n^.r zu Jerusalem, als Paulus 13 Jahre
nach seiner Bekehrung zum zweiten Male dahin kam, und wohnte
auch der allda im Jahre 51 gehaltenen Versammlung der Apostel
bei. Um das Jahr 64 oder 65, um welche Zeit es in dem jüdi-
schen Lande sehr stürmisch zu werden ansing, begab sich Johannes
nach Kleinasien, und stiftete da ganz wahrscheinlich die Kirchen zu
Smyrna, Pergamus, Thyatira, Sardis, Philadelphia und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen