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102 Jakob der Acltere,
stcnthumc im höchsten Grade abgeneigt waren, so schr wider sich
auf, daß sie ihn verfolgten, und nach seiner Hinrichtung trachteten.
Der Kelch des Leidens und die Taufe der Trübsal, von denen Je-
sus ihm vorher gesagt hatte, waren nun da. Herodcs Agrippa, ein
Enkel jenes Herodes, welcher den Kindcrmord in Bethlehem angeord-
net hatte, und ein Vetter desjenigen, der Johannes im Gesängnisse
enthaupten ließ, war König über das Iudenland. Er suchte sich
auf alle mögliche Weise dem jüdischen Volke gefällig zu machen. Es
war eben das Osterfest, und Herodes auch in Jerusalem gegenwär-
tig. Da ließ er sich gegen die Gemeinde Jesu Christi aufhetzen, die
Häupter derselben ergreifcn, in's Gefängniß werfen, und den heil.
Iakobus, gegen welchen wohl die bittersten Klagen angebracht seyn
mochten, mit dem Schwerte hinrichten.
Gerade am Osterfeste vollendete dieser heilige Apostel seine Lauf-
bahn, sowie Jesus Christus, sein Herr und Meister, um eben diese
Zeit an's Kreuz geheftet worden, seinen Leidenskelch ausgetrunken,
und seine Bluttaufe vollendet hatte. So war Iakobus der Erste
aus den Aposteln, der die Wahrheit der christlichen Lehre mit seinem
Blute bestätigte im Jahre 43 oder 44 nach der Geburt des gött-
lichen Erlösers.
Der Geschichtschreiber Eusebius erzählt, nach einer verloren ge-
gangenen Schrift des heiligen Clemens von Alexandria, daß ein An-
kläger dieses großen Apostels, gerührt durch das freimüthige Bekennt-
niß, welches er ihn vor Gericht ablegen hörte, Christ geworden,
und die Wahrheit bezeugt habe. Als man ihn mit dem Apostel zum
Tode geführt, habe er diesen um Verzeihung gebeten, worauf Ia-
kobus ihm gesagt: „Friede sey mit dir!" und ihn geküßt habe. Wie
herrlich ist der Geist der Unduldsamkeit, in welchem Iakobus Feuer
vom Himmel über die Samariter rufen wollte, durch die Wirkungen
der Gnade in den Geist der Liebe umgewandelt worden, der dem
Todfeinde den Kuß der Versöhnung gibt!
Die christliche Gemeinde zu Jerusalem war über die Hinrich-
tung des Apostels untröstlich; der Apostel machte ihr aber auch sein
Sterben noch nützlich und heilsam. Er stirbt, um seinen gepredig-
ten Wahrheiten den höchsten Nachdruck zu verschaffen, damit die-
selben bei allen Christen desto lebendiger werden. Er stirbt, um
Gott zu gefallen, und für die wahre Wohlfahrt der Menschen. —
Thue kein Unrecht, um den Menschen zu gefallen, wie Hcrodcs,
leide das Unrecht um Gottes willen, wie Iakobus. — Der König
Herodes Agrippa wurde für die Ermordung des großen Apostels,
und für den Stolz, mit welchem er, des ewigen Gottes uneingc-
denk, sich als eine Gottheit begrüßen ließ, auf eine schreckliche Weise
bestraft. — Nicht lange nach dem Tode des Iakobus wurde er von
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen