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Am 21. Mai. 202
sey, das Heilige den Hunden vorzuwerfen, und stellte ihm mit
edler Freimüthigkeit seine ungerechte Grausamkeit gegen die Chri-
sten, und die ewigen Strafen, die deßwegen seiner warten, vor
Augen. Darauf erwiederte Aurelian: „Höre auf mit deiner er:
künstelten Geschwätzigkeit, denn du stehst nicht vor einem gemeinen
Richter, sondern vor dem, dessen Macht schon der ganze Erdkreis
empfunden hat." Alexander sagte: „Rühme dich nicht deiner Macht,
denn sehr bald ist alle Gewalt von dem genommen, der sich dersel-
ben rühmt." Der Richter sprach: „Nur deßwegen laß ich dich noch
so viel sprechen, weil du ohnehin bald in peinlichen Martern dein
Leben verlieren wirst." Alexander sagte: „Daran wirst du nichts
Neues thun; denn, welcher Unschuldige ist je deinen grausamen Hän-
den entkommen? Nur denen gönnest du das Leben, welche den
Herrn Jesum Christum vcrläugnen. Ich werde meinen Herrn nicht
vcrläugnen, und deßwegen werde ich getödtct werden, wie Hermes,
der heilige Mann, der jetzt in Wahrheit sehr vornehm, und wie
Quirin, der nun ein wahrer, gekrönter Kriegsheld ist, und wie alle,
die vor Kurzem erleuchtet von der Wahrheit, in das Reich des Lich-
tes eingegangen sind." Noch einmal fragte Aurelian um die Lehre
und Geheimnisse der Christen, weil er erfahren wollte, was ihnen
den Muth gebe, die qualvollsten Martern und den Tod so freudig
zu erdulden. Es war ihm aber nicht darum zu thun, sein Herz
der Wahrheit zu öffnen, sondern nur darum, seine Neugicrdc zu be-
friedigen. Als deßwegen Alexander auch dießmal erklärte, daß es
ihm nicht erlaubt sey, das Heilige den Hunden vorzuwerfen, drohte
er dem heiligen Bischöfe mit Schlägen, worauf dieser antwortete:
„Ich fürchte nicht die Schlage, welche bald vorübergehen, aber jene
Peinen fürchte ich, die du nicht fürchtest." Jetzt ließ der erzürnte
Richter den Heiligen auf die Folterbank legen, ihn mit eisernen
Hacken zerfleischen, und mit brennenden Fackeln quälen. Diese grau-
same Peinigung wurde eine längere Zeit fortgesetzt, ohne daß Alexan-
der auch nur einen Laut von sich gab. Darüber verwunderte sich
Aurclianus, und sprach: „Warum schweigest du?" Alexander ant-
wortete: „Weil der Christ, wenn er sich im Gebethe mit Gott un»
terhält, sonst mit Niemanden anderm redet." Während Alexander
auf der Folterbank gcpeiniget wurde, erhielt Aurclian von seiner
Frau, die zu ihm schickte, die Erinnerung, daß er den heiligen Bi-
schof loslassen, außerdem aber befürchten solle, daß ihn selbst bald
auch ein unglücklicher Tod treffen, und sie in den beklagenswürdi-
gen Wittwcnstand versetzen werde. Höhnisch ließ er seiner Frau zu-
rücksagen: „Ist er etwa gar dein Freund, daß du dich seiner an-
nimmst?« Die Geschichte läßt uns in Zweifcl, ob die Frau des
Aurelianus vielleicht eine geheime Anhängen« des Christenthums ge:
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen