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Am 26. Jänner 22 l
Herr, Gott, Allmächtiger, Vater deines geliebten und gebenedeiten
Sohnes Jesu Christi! durch den wir Dich erkennen lernten, Gott
der Engel, der Kräfte, und der ganzen Schöpfung, und des ganzen
Geschlechtes der Gerechten, welche in deinem Angefichte wandeln:
ich preise Dich, daß Du mich gcwürdigct hast, an diesem Tage, und
in dieser Stunde, in Gemeinschaft mit deinen Märtyrern, Theil zu
nehmen am Kelche deines Christus zur Auferstehung des ewigen Le-
bens der Seele und des Leibes, in unwandelbarer Erneuerung des
heiligen Geistes, unter die ich heute möge aufgenommen werden von
Dir, zu einem vollkommenen, und wohlgefälligen Opfer, sowie Du
es vorbereitet, zuvor geosfenbaret und erfüllet hast, Du untrüglicher
und wahrhaftiger Gott! Derohalben lobe ich Dich für Alles, preise,
und verherrliche Dich, sammt dem ewigen, himmlischen Jesus Chri-
stus, deinem geliebten Sohne, mit welchem Dir, und dem heiligen
Geiste sey Ehre jetzt, und in Ewigkeit! Amen!"
Nachdem er das Amen ausgesprochen, und das Gebeth vollen-
det hatte, zündeten die Schergen das Feuer an. Und als eine
große Flamme aufloderte, sahen wir ein großes Wunder, denen es
gegeben war zu sehen, und die deßwegen aufbehalten worden, da-
mit wir Andern verkündeten, was sich ereignet hat. Das Feuer
wölbte sich, gleich einem vom Winde aufgeblasenen Segel, und um-
gab den Leib des Märtyrers ringsumher, der in der Mitte stehend,
nicht einem brennenden Fleische gleich war, sondern einem Brode,
das gebacken wird, oder dem Golde und dem Silber, wenn sie im
Ofen glühen. Wir vernahmen einen Wohlgeruch, der dem Wohlge-
ruchc des Weihrauches, oder andern köstlichen Gewürzen gleich war.
Da nun endlich die Gottlosen sahen, daß sein Leib vom Feuer nicht
verzehrt werden könne, ließen sie den dazu bestimmten Schergen hin-
gehen, und ihm einen Dolch durch den Leib stoßen. Als dieser es
gethan hatte, floß das Blut in solcher Menge, daß es das Feuer
auslöschte. Der ganze Haufe der Zuschauer erstaunte über den Un-
terschied zwischen den Ungläubigen, und den Auserwähltcn. Ein
solcher war der höchst bewunderungswürdige Märtyrer Polykarpus,
der zu unserer Zeit ein apostolischer, und prophetischer Lehrer war,
und Bischof der katholischen Gemeinde zu Smyrna. Jedes Wort,
das aus seinem Munde kam, ist erfüllet worden, oder wird erfüllet
werden. Als aber der neidische und arge Widersacher des Geschlech-
tes der Gerechten den herrlichen Martertod dieses Mannes sah, des-
sen Wandel von Jugend auf tadellos gewesen, und der jetzt, ge-
schmückt mit der Krone der Unsterblichkeit, einen Kampfpreis davon
getragen hat, der ihm nicht streitig gemacht werden kann, so strebte
er zu hindern, daß keine Uebcrbleibsel desselben von uns möchten
davon getragen werden, da Viele es zu thun begehrten, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen