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244 Die Heiligen, Alexander und EpipodiuZ, Märtyrer.
Der Richter staunte über diese Rede, durch die er sich so sehr
getroffen fühlte. Er gcricth in noch größere Wuth, und befahl,
den heiligen Märtyrer mit Fäusten auf den Mund zu schlagen. Dieser
wurde durch den erlittenen Schmerz noch muthvoller, und sprach mit
blutendem Munde: „Ich bekenne, daß ein Gott sey, Christus mit
dem Vater und mit dem heiligen Geiste. Es ist billig, daß ich
Christo meine Seele hingebe, der mein Schöpfer und Erlöser ist.
Auf diese Weise wird mir das Leben nicht genommen, sondern in
ein besseres verwandelt. Es liegt wenig daran, wie, oder warum
dieser schwache Körper zu Grunde gehe, wenn nur die Seele zu
ihrem Schöpfer in den Himmel gelanget." Nun ließ der grausame
Richter den Epipodius, der standhaft auf diesem Bekenntnisse ver-
harrte, auf die Folterbank spannen, und befahl, mit eisernen Hacken
oder Krallen ihm die Seite zu zerfleischen. Auf einmal erhob sich
ein wildes Geschrei des Volkes, welchem dieses Verfahren zu lang-
sam schien. Es verlangte mit Ungestüm, daß der Jüngling ihm
übergeben werde, auf daß es ihn steinige, oder in Stücke zerreiße.
Der Richter besorgte Gewalt von Seite des stürmenden Pöbels, ließ
den heiligen Märtyrer vom Richterstuhle wegführen und schnell ent-
haupten. So mußte selbst die unaufhaltbare Wuth der Verfolger
durch Gottes weise Fügung dienen, die grausamen Martern abzukür-
zen, den Kampf des jungen Helden früher zu vollenden, und ihn
schneller als herrlichen Sieger Jesu Christo zuzuführen.
Die edlen Jünglinge, die in ihrem Leben durch innige Freund-
schaft miteinander verbunden waren, wurden zwar durch den frühen
Tod des Epipodius auf eine kurze Weile getrennt, aber bald wieder
vereiniget, indem auch Alexander bald hernach die himmlische
kröne erkämpfte. Nur wenige Tage nach dem Tode seines
wurde er aus dem Gefängnisse geführt, und dem Richter vorgestellt.
Weder die Wuth des Richters, noch die des Volkes war durch das
Blut des Epipodius besänftiget worden; sie brach vielmehr bei dem
Anblicke des Alexander auf's Neue aus. „Noch ist es,« so fuhr
der Richter den Jüngling an, „in deiner Gewalt, daß du dem Schick-
sale deiner Vorgänger entgehest, und dir besser, als jene rathest.
Wir haben die Verehrer Christi so vertilgt, daß, wie ich glaube,
außer dir keiner mehr übrig seyn wird; denn nebst unzähligen Andern
ist auch dein Freund, dieser Gefährte deiner Thorheit, hingerichtet.
Opfere also, wenn du es mit dir selbst wohl meinest, den Göttern!"
Alexander antwortete: „Ich danke dem Herrn, daß du mir die herr-
lichen Siege der Märtyrer vorhaltest, und die Peinen, die ihnen
zugefügt worden sind, in Erinnerung bringest, und so mich durch
die Beispiele derselben in meinem Bekenntnisse befestigest. Meinst
du etwa, daß du mit dem leiblichen Leben auch die Seelen vernichtet
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen