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Am 15. Mai. 239
in's Leben zurück brächtest. Zögere nur nicht, mein Geliebter, das
auf Gottes Geheiß angefangene Werk zu vollenden. Nimm mich
auf deine Schultern, und trage mich in meine Wohnung zurück."
Felix nahm die geliebte Bürde auf seine Schultern, und Gott, der
dem Bischöfe den Entschluß zur Rückkehr eingegeben hatte, verlieh
ihm Kraft, daß er sie in einer Nacht heimbrachte.
Maximus hatte sich der irdischen Güter ganz entäußert, und
ein altes Mütterchen war sein ganzes Hausgesinde. Felix klopfte
an der Thüre, und weckte dasselbe auf. Es öffnete die Thüre zit-
ternd vor Alter und Furcht, und dann außer sich von Staunen und
Freude. Der Bischof dankte dem guten Priester für den erwiesenen
Liebesdienst, legte seine rechte Hand auf dessen Haupt, und gab
ihm seinen Segen. Felix kehrte in seine eigene Wohnung zurück,
und hielt sich da verborgen, bis die Verfolgung aufhörte. Die
Gläubigen waren hoch erfreut, als sie ihn, von dem sie schon lange
nichts mehr wußten, wieder sahen. Er ging überall herum, und
tröstete durch Worte des Heils die Gemüther der Christen, die durch
harte Verfolgung in tiefen Kummer versetzt worden waren. Mit
Worten und mit seinem Beispiele lehrte er sie, Glück und Unglück
zufrieden ertragen, nur nach den ewigen Gütern trachten, und außer
dem Mißfallen des ewigen Richters, nichts zu fürchten.
Es brach wieder eine Verfolgung der Christen aus, (wahr:
scheinlich die unter Valerian). Die Verfolger kamen in sein Haus,
in der Absicht, ihn zu ergreifen, und dem Tode zu überliefern. Er
war eben nicht zu Hause, sondern auf einem öffentlichen Platze in
der Stadt, von Gläubigen umrungen, denen er, wie er immer zu
thun pflegte, Worte des Heils verkündete. Die Verfolger erfuhren
den Ort seines Aufenthaltes, liefen mit gezückten Schwertern aus
ihn los; aber Gott fügte es, daß sie den nicht erkannten, der ihnen
sonst so wohl bekannt war. Sie gingen weiter, und jeden, der ih-
nen begegnete, fragten sie, wo Felix sey? Einer gab ihnen seine
Verwunderung darüber zu erkennen, daß sie mit ihm gesprochen,
und ihn doch nicht erkannt hätten. Er zeigte ihnen, wo er hinge-
gangen sey. Mit großer Wuth setzten sie ihm nach. Durch den
Tumult aufmerksam gemacht, entfloh er durch die Lücke einer bau-
fälligen Mauer. Die Verfolger kamen bald auch dahin, da aber
ein, auf wunderbare Weise plötzlich entstandenes Spinncngewebe die
Lücke überzogen hatte, urtheilten sie, daß kein Mensch, wenige Au-
genblicke zuvor, durch dieselbe gegangen seyn könne, und gingen vor-
über. Sehr schön sagt hierüber der heilige Paulinus: „Ist Chri-
stus mit uns, so wird uns ein Spinnengewebe zur Mauer; ist Chri-
stus nicht mit uns, so wird die feste Mauer zum Spinnengewebe."
Es wurde nun Abend. Die Verfolger stellten ihre Nachforschungen
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen