Page - 347 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
Image of the Page - 347 -
Text of the Page - 347 -
Am 14. September. 347
Am folgenden Tage, gerade ein Jahr nachher, als er das
obenerwähnte Gesicht gehabt hatte, wurde er, begleitet von vielen
Christen, wieder zu dem Landhause geführt, in welchem der Statt-
halter sich aufhielt. Eine große Menge des heidnischen Volkes war
da versammelt. Da der Statthalter auf dem öffentlichen Platze noch
nicht erschienen war, wurde Cyprian an einen Ort gebracht, wo er
einen Sessel zum Ausruhen fand. Ein Soldat, der ehemals ein
Christ gewesen war, bot ihm, unter dem Vorwande, daß die Kleider
des Bischofs vom Schweiße durchnässet seyen, Kleider zum Wechseln
an, in der That aber, um sie als Ueberbleibsel des heiligen Mannes,
den er auch nach dem Abfalle noch ehrte, aufzubewahren. Cyprian
lehnte aber dieses Anerbieten ab. Jetzt wurde er dem Statthalter
vorgeführt, und von diesem ausgefodert, daß er nach dem Willen
der Kaiser den Göttern opfern solle. Er antwortete mit freudigem
Muthe: „Ich thue es nicht!" Der Statthalter sagte, daß er sich
doch besser bedenken solle; und Cyprian erwiederte: „Eine so gerechte
Sache läßt kein Bedenken zu. Thue, was dir befohlen ist!" Nun
unterredet« sich der Statthalter mit den Beisitzern des Gerichtes, und
sprach dann, doch so, daß man bemerken konnte, wie ungerne er
es thue, das Todesurtheil aus. Der Todesspruch wurde von der
Tafel abgelesen: „Thascius Cyprian soll mit dem Schwerte hinge-
richtet werden!"
Als der heilige Bischof das Urtheil vernommen hatte, sprach
er: „Gott sey Dank!" Viele der Gläubigen riefen laut aus: „Wir
wollen mit ihm enthauptet werden!" Er wurde auf ein Feld hinaus-
geführt. Eine zahllose Menge begleitete ihn, und Viele stiegen auf
Bäume, den edlen Helden zu sehen. Als er auf dem zur Hinrich-
tung bestimmten Platze angekommen war, zog er sein Oberklcid aus,
warf sich auf seine Kniee und bethete. Bald stand er wieder auf,
legte auch das Unterkleid ab, übergab es den neben ihm stehenden
Diakonen und erwartete stehend den Scharfrichter. Als dieser kam,
ließ er ihm durch seine Freunde 25 Goldstücke auszahlen. Die Chri-
sten breiteten leinene Tücher vor ihm aus, um das Blnt des heiligen
Märtyrers aufzufassen. Cyprian verband sich selbst die Augen. Ein
Priester und ein Unterdiakon banden ihm die Hände. Mit zitternder
Hand führte endlich der Scharfrichter den Streich, durch den er ihn
enthauptete am 14. September 258.
Die Gläubigen trugen die Leiche auf die Seite, um sie der
Entehrung der Heiden zu entziehen, und beerdigten sie bei der Nacht
im Scheine von Wachskerzen unter Gebeth und Lobgesang. Der
heilige Cyprian soll dem Diakon Flavianus, der sein Schüler war,
erschienen seyn, und auf die Frage: Ob er den Schwertstreich gefühlt
habe? geantwortet haben: »Das Fleisch leidet nicht, wenn der Geist
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen