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368 Der heilige Arkadius,
befahlen, daß er seine Hände darreichen solle. Er that'ß, und die
Unmenschen schnitten ein Glied nach dem andern weg. Während
dessen bethete der standhafte Dulder: „Deine Hand, o Herr! hat
mich gemacht und gebildet, gib mir Weisheit." Nachdem die Finger,
dann die Handc, und endlich die Arme vom Leibe abgelöst waren,
mußte er sich auf den Rücken legen, und die Grausamen setzten die
schreckliche Verstümmelung fort. Die Zehen wurden von den Füßen,
die Füße von den Beinen, die Beine von den Schenkeln und die
Schenkel von dem Rumpfe mit unersättlicher Vlutbegierde und mit
grausamer Zögerung getrennt. Arkadius hörte nicht auf, Jesum
Christum als den einzig wahren Gott laut zu bekennen, und di«
Nichtigkeit der heidnischen Götzen zu betheuern. Er verdoppelte die
Lobpreisung Gottes, als er auf der Erde lag, und seine Augen in
dieser Lage den ungezwungensten Anblick des Himmels hatten, von
dem er seine Stärke erflehte. Jetzt, wurden die Hüfte von dem Bauche
getrennt. Allein auch in dieser unbeschreiblichen Pein harrte der
heilige Märtyrer mit Muth und Geduld, unter fortwährender Lob-
preisung Gottes so unerschütterlich standhast aus, daß selbst die rohen
heidnischen Zuschauer die Thränen länger nicht mehr zurückhalten
konnten, und erkennen mußten die göttliche Kraft, die den heiligen
Kämpfer so mächtig stärkte. Viele bereuten es jetzt, daß sie ihm
ein Leid zugefügt hatten.
Der Rumpf des heiligen Märtyrers lag nun im eigenen Blute
schwimmend da. Die abgeschnittenen Glieder lagen zerstreut umher,
und badeten sich ebenfalls im Blute. Mit einem ruhigen Blicke schaute
der Heilige auf die zerstreuten Glieder und rief aus: „O ihr glück:
lichen Glieder, die ihr würdig geachtet worden seyd, Gott zu dienen!
Ich habe euch nicht so geliebt, da ihr noch mit meinem Körper ver-
bunden wäret, als ich mich jetzt über euch erfreue, da ich euch,
von demselben getrennt, erblicke. Wir mußten auf eine kurze Zeit
von einander getrennt werden,, damit wir endlich mit unserm Könige
in der ewigen Glorie vereiniget, damit ihr sterblichen Glieder mir
einst als unsterblich zurückgegeben werdet. Ihr seyd jetzt Glieder
Christi, und ich fühle, daß auch ich Christ bin, was immer mein
heißester Wunsch war." Seine Augen auf die Umstehenden wendend,
sprach er weiter: „ Ihr Männer, die ihr um mich her stehet, als
Zuschauer bei einem so ungewöhnlichen Schauspiele! Das, was ihr
da sehet, ist etwas Geringes. Leicht erträgt solche Pein der, welcher
die frohe Aussicht auf eine künftige Seligkeit hat. Verlasset euere
nichtigen Götter, die euch ohnehin nichts helfen können. Erkennet
den Gott, den ich verehre, und der mich stärket. Für Ihn sterben,
verschafft Leben, und für Ihn leiden, unaussprechliche Freude. Er
ist die Liebe, und unsere'Verehrung gegen Ihn soll fortan wachsen.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen