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408 Der heilige Julius, Soldat und
Jahren trage ich Waffen, und nie habc ich mich strafwürdig be-
tragen. Ich stehe also nicht als ein Verbrecher hier vor Gericht.
Siebenmal bin ich in's Feld gezogen, und weder in der Treue, noch
in der Tapferkeit einem andern nachgestanden. Mein Feldherr hat
mich nie ahndungswürdig befunden. Wie magst du nun glauben,
daß ich, da ich mich im Geringen treu bewiesen habe, in dem, was
weit wichtiger ist, treulos seyn werde? Während meines ganzen Waf-
fendienstes habe ich den lebendigen Gott, der Himmel und Erde er-
schaffen hat, verehrt, und ich werde auch jetzt nicht aufhören, es
zu thun." „Ich sehe," sprach Maximus, „daß du ein verständiger,
wackerer Mann bist; so lasse dich denn bereden, zu opfern! Hältst
du es fiir eine Sünde, so mag sic mir angerechnet werden. Darum
thue ich dir Gewalt an, auf daß du nicht scheinen mögest, es aus
freiem Willen zu thun. Dann gehest du ruhig in dein Haus zu-
rück. Du wirst das Geld der zehnjährigen Jubelfeier bekommen;
übrigens wird man von dir nichts verlangen." Der Krieger erwie-
derte: „Ich werde dir nicht willfahren, weil ich nicht sündigen will,
wodurch ich 'uir ewige Strafe zuziehen würde. Nicht das verheißene
Geld, und nicht dein schmeichelhaftes Zureden wird mich von meinem
Gott zu trennen vermögen. Du magst also immerhin das Urtheil
über mich, meines christlichen Bekenntnisses wegen, aussprechen."
Marimus erklärte: „Wenn du nicht, wie es die kaiserlichen Gesetze
befehlen, opfern wirst, so werde ich dich enthaupten lassen." Der
Bekenner antwortete: „Du hast einen mir erwünschten Ausspruch
gethan. Bei dem Glücke der Kaiser beschwöre ich dich, daß du
denselben vollziehest, und dadurch mein sehnliches Verlangen nach
dem Martertode befriedigest." „Wenn du deinen Sinn nicht ändern,
und den Göttern nicht opfern wirst, so wird dein Wunsch erfüllt
werden," sagte Marimus. „Ich danke dir, wenn du es thust,"
sprach Julius. Jener sagte: „Du sehnest dich nach dem Tode, weil
du meinest, daß er für dich ehrenvoll sey." „Ja," versetzte dieser,
„wenn ich desselben gewürdiget werde, werde ich ewigen Ruhm er-
langen." Jener sagte: „Ich rathe dir, daß du dein Leben für
das Waterland und für die Gesetze aussetzest; dadurch würdest du
dir unsterbliche Ehre verschaffen." Dieser sprach: „Ich leide di^'es
für die göttlichen Gesetze." „Ja," erwiederte Marimus, „für Gesetze,
die ein Todter und Gekreuzigter euch gab! Sieh, wie thöricht du
handelst, der du einen Todten mehr achtest, als die lebenden Kaiser!"
Da sagte Julius: „Er starb für unsere Sünden, auf daß er uns
ewiges Leben gebe! Er ist Gott, und bleibet in Ewigkeit! Wer Ihn
bekennet, wird das ewige Leben haben; wer Ihn aber verläugnet,
ewige Strafe." Marimus sprach: „Ich bcdaure dich, und rathe
dir, daß du opferst und unter uns fortlebest." Julius erwiederte:
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen