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418 Der heilige Pantaleon, Arzt und Märtyrer.
ihm versuchen, und das Augenlicht ihm verschaffen wolle. Der Un-
glückliche erzählte, daß er die Hilfe der geschicktesten Aerzte verge-
bens angewendet, und bereits sein ganzes Vermögen daran gegeben
habe. „Was wirst du denn mir gebm wenn ich dir das Gesicht
verschaffe?" fragte Pantaleon; worauf der Blinde antwortete: „Den
letzten Heller, der mir noch übrig ist." Pantaleon sagte zu ihm:
„Du wirst das Augenlicht von dem Water alles Lichtes erhalten;
gehe aber dann nur hin, und gib, was du mir versprichst, den Ar-
men." Der Vater mißricth es dem Pantaleon, eine Kur mit dem
Blinden zu versuchen. „Ich besorge," sprach er, „daß sie ebenfalls
fruchtlos ablaufe, und dann die Leute deiner spotten werden". Darauf
erwiederte Pantaleon: „Ich hatte einen ganz andern Lehrmeister,
als die, welche diesen Menschen zu heilen fruchtlos versucht haben."
Jetzt trat er zu dem Blinden hinzu, berührte die Augen desselben,
bethete zu Gott unter Anrufung des Namens Jesu, und auf der
Stelle ward derselbe sehend; und sehend am Geiste war jetzt auch
der Vater Pantaleons, der sich nun freudig zum Christenthume be-
kannte. Der Blinde ward ebenfalls zum heiligen Glauben von Pan-
taleon bekehrt.
Bald nach diesem ging Pantaleons Vater durch einen sanften
Tod zur seligen Ruhe hinüber. Der einzige Sohn war auch der
einzige Erbe des ansehnlichen Vermögens, welches durch seine Wohl-
thätigkeit zur segensreichen Quelle für Arme und Kranke wurde.
Pantalcon widmete sich nun ganz seinem Berufe, nämlich der Aus-
übung der Arzneiwiffenschaft, den er durch die pünktlichste Ausübung
der christlichen Religionspsiichten heiligte. Ganz opferte er sich und
sein Vermögen dem Dienste der, unter Krankheit und Gebrechen
seufzenden Menschen. Mit weiser Sorgfalt wendete er seine Kennt-
nisse und die von Gott in die Natur gelegten Heilsmittel zur Er-
leichterung derselben an; war aber nicht zufrieden, sie vom Drucke
der körperlichen Leiden zu befreien, sondern mit dem wärmsten Eifer
immer auch bemüht, sie von den Gebrechen des Geistes zu heilen,
ihnen wahre und dauernde Gesundheit der Seele zu verschaffen.
Durch liebevolle Belehrung, durch sanfte Tröstung, durch eindringende
Ermahnung und Warnung bekräftigte er die Gläubigen, und be-
kehrte viele von den Ungläubigen. Er war, was jeder christliche
Arzt seyn soll, ein dienstbarer Engel am Bette der Kranken, und in
der Wohnung der Leidenden. Gott segnete reichlich seine eifrige
Bemühung, und unterstützte sie mehrmal durch wundervolle Hilfe.
Der Zulauf zu ihm ward deßwegen so allgemein, daß die andern
Aerzte der Stadt Nicomedien im heftigen Neide gegen ihn entbrann-
ten. Als sie die Heilung des Blinden, von dem die Rede war,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen