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Der heilige Theodotus, Gastwirth und Märtyrer.
(Am 18. Mai.)
Die nachfolgende Geschichte verdanken wir einem Zeitgenossen
des Thcodotus, dem Nikus, welcher von dem, was er erzählt, ein
Augenzeuge war. Thcodot lebte zu Ancyra, der damals sehr ansehn-
lichen und volkreichen Hauptstadt in Galatien. Auch heut zu Tage
noch ist diese Stadt bedeutend, und wird von den Türken Enguni
genannt. In früher Jugend schon trachtete er nach wahrer christ-
licher Vollkommenheit. Er überließ sich nicht den ausschweifenden
Gelüsten des jugendlichen Alters, sondern bekämpfte sie standhast.
Er war ein schönes Vorbild unschuldsvoller Reinigkeit, liebenswür-
diger Bescheidenheit, inniger Gottesfurcht, rastloser Thätigkeit in sei-
nem Berufe. Seinen Körper hielt er in strenger Zucht, damit der
Geist desto freier und kräftiger werde. In seinem mannbaren Alter
widmete er sich dem Gewerbe eines Gastwirthes. Zu einem so ge-
fahrlichen Geschäfte trieb ihn nicht niedrige Gewinnsucht, sondern die
edle Begierde, nur recht viel Gutes zu thun. Er selbst wandelte
auf dem Wege wahrer Gottesfurcht und vollkommener Tugend; und
auf eben diesem Wege alle Mitmenschen wandeln zu sehen war der
heißeste Wunsch seines Herzens. Sorgfältig entfernte er alles aus
seinem Hause, was mit der christlichen Sittenlehre nicht bestehen
konnte. Nichts duldete er, was gegen Anständigkeit und Ehrbarkeit
läuft. Als, Gastwirth behandelte er die Vermö'glichcn billig, die we-
niger Vermöglichen nachsichtig und schonend; den Armen war er
ein wohlthätiger Vater. Gegen alle, die in sein Haus kamen, zeigte
er sich zuvorkommend, gefällig und freundlich. Ein solches Betragen
verschaffte ihm zahlreichen Zuspruch, und diesen benutzte er mit gros-
sem Eifer zur Beförderung des wahren Gottes und zum Scelenheile
seiner Brüder. Die Gläubigen bekräftigte er im Glauben, und die
Ungläubigen, Heiden und Juden suchte er von ihrem Irrthume zu
überzeugen, und für die göttliche Religion der Christen zu gewinnen.
Alle leitete er zur Tugend an, indem er die Liebenswürdigkeit der-
selben ihnen lebhaft an das Herz legte, und das Laster in seiner
ganzen Häßlichkeit vor Augen stellte. Seinen Worten verschaffte
er Eingang durch sein liebevolles und gütiges Betragen, und gab
ihnen Kraft durch sein Beispiel. Das Haus des Theodots ward zur
wahren Tugendschule, und Gott segnete die Bemühungen des guten
Mannes so reichlich, selbst durch die Wundergabe, mit der er ihn
begnadigte, daß viele aus den Gläubigen ihm ihre Stanohaftigkeit in
dem Marterkampfc, und eine große Anzahl der Ungläubigen ihr Heil
durch Jesum Christum verdankten.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen