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424 Der heilige Theodotus, Gastwirth und Märtyrer.
Ms die diokletianische Verfolgung ausbrach, wurde
ein roher und blutdürstiger Mann, als Statthalter nach Oalatien
geschickt. Er hatte dem Kaiser versprochen, daß man, wenn ihm
diese Statthalterschaft übertragen würde, in kurzer Zeit das Christen;
thum aus der ganzen Provinz gänzlich ausgerottet sehen werde.
Seiner blutgierigen Grausamkeit verdankte er demnach seine neue
Würde. Noch bevor er in der Provinz ankam, hatte sich der Ruf
seiner Unmenschlichkcit in derselben verbreitet. Die Wahrheit dieses
Rufes wurde durch die harten Befehle, die er vor sich dahin sandte,
bestätiget. Die christlichen Kirchen und Altäre sollten zerstört, die
Bischöfe und Priester zu den Opferaltären geführt, und zn opfern
gezwungen, die sich dessen weigern würden, ihrer Güter beraubt,
mit ihren Familien in die Gefängnisse geworfen, und nach seiner
Ankunft zur Bestrafung vor Gericht gestellt werden. Dadurch wurden
die Gläubigen dem tobenden Sturme Preis gegeben. Die Heiden
überließen sich der ausgelassensten Freude. Sie zweifelten nicht mehr
an der gänzlichen Vertilgung der Kirche Jesu Christi, und feierten
schon im Voraus den Sieg über selbe durch wilde Freß- und Sauf-
gelage. Diese zu unterhalten und täglich fortsetzen zu können, dran-
gen sie mit Wuth in die Wohnungen der Christen ein, und raubten
aus denselben, was ihnen beliebte. Wer sich ihnen widersetzte, wurde
mißhandelt, und als Aufrührer angeklagt.
Die vom Statthalter vorausgeschickten Befehle wurden mit der
größten Strenge vollzogen. Die Bischöfe, die Priester und die Ange-
sehensten der Christen wurden ergriffen, und unter mancherlei Miß-
handlungen in die Gefängnisse geschleppt. Man sah nun keinen der
Gläubigen mehr auf öffentlicher Gasse. Der wilden Wuth des heid-
nischen Pöbels zu entgehen, hielten sie sich, so gut sie konnten, ver-
borgen. Allein es fehlte nicht an Verräthcrn. Man suchte sie in
ihren Wohnungen und in andern geheimen Aufenthaltsorten auf;
Weiber und Mädchen wurden mit Gewalt aus denselben herausge-
rissen, und der schamlosesten Entehrung Preis gegeben. Viele flüch-
teten sich in die Gebirge, irrten hilflos herum, verbargen sich in
Berghöhlcn und Felftnklüften, und nährten sich mit Kräutern und
Wurzeln. Manche kehrten aber bald wieder zurück, um nur dem
schmerzlichen .Hungertode zu entgehen. Diese fanden ihre Häuser
ausgeplündert, und ihre Habseligkcitcn zerstört.
Es war das Werk der gnädigen göttlichen Vorsehung, daß der
Gastwirth Theodot bisher in Ruhe geblieben war, und jetzt in dieser
harten Drangsal, der die Gläubigen ausgesetzt waren, zeigte sich sein
christlicher Edelmuth im herrlichsten Lichte. Sein Haus ward die Zu-
fluchtsstätte der gestüchtctcn, und die Vorrathskammer der hungernden
Brüder. Mit Lebensgefahr besuchte er die Gefängnisse, um da die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen