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Am 18. Mai. 427
mit Polychronius, einem Enkel der Thekusa, mit seinem jüngern
Better, der auch Theodot hieß, und mit einigen andern Gläubigen,
in die niedrige Wohnung eines armen Christen, Thcocharidis,
ein. Inbrünstig flehten sie zu Gott, daß er die Kämpftrinncn stär-
ken, und ihnen den Sieg verleihen wolle. Vom frühen Morgen
hielten sie an im Gebethe bis um 12 Uhr Mittags, um welche
Stunde die Fran des Theocharidis die erfreuliche Bothschaft brachte,
daß die hinausgeführten Jungfrauen den Kampf glücklich vollendet
hätten. Als nämlich der oben beschriebene Zug am See angekommen
war, versuchte man durch Verheißungen und Drohungen die christ-
lichen Vckennerinncn zur Verläugnung zu bringen. Als aber Theo-
teknus dieß alles fruchtlos sah, ließ er ihnen Steine an den Hals
hängen, sie in ein kleines Schifflein werfen, in dcn See hinausfüh-
ren, und da in's Wasser stürzen.
Als Theodot dieses vernommen hatte, rief er, erfüllt mit hoher
Freude, die ihm einen Strom von Thränen auspreßte, laut aus:
.,Ich danke Dir, o Herr! daß Du mein Bitten erhöret hast."
Durch ein himmlisches Traumgesicht wurde er erinnert, die Leichen
der heiligen Martyrinnen zu beerdigen. Er folgte der Erinnerung,
und wurde durch wundervolle göttliche Hilfe in dem eben so beschwer-
lichen, als gefahrvollen Unternehmen unterstützt.
Tags ^darauf verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt das
Gericht, daß die Leichen der getödteten Christinnen heimlich wegge-
nommen und beerdiget worden seyen'. Kaum hatte es auch der Statt-
halter erfahren, als er sogleich eine strenge Untersuchung anstellte.
Wo immer ein Christ gesehen wurde, wurde er ergriffen, und vor
ihn zum Verhör geführt. Theovot wollte sich selbst als dcn Thäter
angeben, aber die Brüder hielten ihn davon zurück. Er blieb in-
dessen doch, als solcher nicht lange verborgen. Polychronius, der
Enkel der Thekusa, wurde zum Verräther. Erschreckt durch die grau-
samen Drohungen des Statthalters gab er an, daß Theodot es sey,
der die Leichen aus dem See weggenommen habe, und zeigte den
Ort, wo sie begraben wurden. Auf der Stelle mußten die Leichen
aus dem Grabe hervorgezogen und verbrannt werden. Theodot durfte
nun nichts anders erwarten, als unverzügliche Verhaftung, Martern
und Tod. Er behielt frohen Muth, bereitete sich durch brünstiges
Gebeth zum Kampfe, sprach auch die Brüder um ihr Gebeth an,
ersuchte sie, wenn es möglich sey, seine Leiche dem Priester Fronto,
der ihnen seinen Ring vorzeigen werde, verschaffen zu wollen, und
nahm von ihnen Abschied. Mit lautem und schmerzlichem Weheklagen
entließen sie ihn. Er bekräftigte sich durch das Zeichen des heiligen
Kreuzes, und verfügte sich selbst auf den Gerichtsplatz. Das erste,
was ihm da in die Augen fiel, waren die schrecklichen M
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen