Page - 482 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
Image of the Page - 482 -
Text of the Page - 482 -
482
Der heilige Genesius, Schauspieler und Märtyrer.
(Am 3t). August. Im römische» Martcrbuä'c am 2.',. August.)
An Gcnesius haben wir ein anbethungswürdiges Wunder der
Gnade Christi und einen herrlichen Beweis, wie unergründlich die
Urtheile Gottes, und wie unerforschlich seine Wege sind. Viele haben
Vieles um des Namens Jesu willen geduldet, und sind dann noch
in der letzten Stunde von dem heiligen Bekenntnisse gewichen, wcl:
ches sie in Banden und Martern muthvoll bekräftiget hatten. Gene-
sius ward in dem Augenblicke, da er der heiligen Geheimnisse spot-
tete, von der Gnade berührt, bekannte laut und öffentlich den hei-
ligcn Glauben, und besiegelte sein Bekenntniß durch unerschütterliches
Ausharren in den schmerzlichsten Peinen u ,^d durch den Martertod.
Die Stunde seiner geistigen Geburt war zugleich auch die Stunde
seiner Verherrlichung durch das Opfer seines leiblichen Lebens. Die
Bckehrungs- und Martergeschichte des heiligen Gencsius ist durch
die ältesten Dokumente so begründet, daß sie nicht gelaugnet werden
kann. Derjenige, dem die so seltene und wunderbare Bekehrung zum
Anstoße ist, wolle an die Bekehrung des heiligen Paulus und daran
sich erinnern, daß die Hand Gottes nie abgekürzt, und die Macht
der göttlichen Gnade zu keiner Zeit geschwächt ist.
Gencsius war ein Schauspieler. Einst führte er mit seinen Ge-
Hilfen zu Rom vor dem Kaiser Diokletian ein Possenspie!, auf, in
welchem er die Christen und ihre Rcligionsgebräuche lächerlich machen
wollte. Er erschien in der Mitte des Theaters im Bette liegend,
stellte sich an, als wäre er krank, und sprach: „Ich möchte als ein
Clmst sterben." „Warum?" fragten sie, und er antwortete: .,Damit
ich an dem großen Gerichtstage, als ein Abtrünniger von dem Götzen-
dienste, zu der seligen Anschauung des wahren Gottes gelangen möge."
Nun traten zwei Schauspieler herzu, deren einer sich als christlicher
Priester, und der andere als Erorzist anstellte. Sie setzten sich an
sein Bett, und fragten ihn: „Sohn! Warum hast du uns rufen
lassen?" Dieß war der selige Augenblick, in welchem Gott das
Herz des Genesius berührte. Nicht mehr mit Verstellung, sondern
mit reinem Herzen antwortete er: „Ich begehre die Gnade Christi
zu empfangen, damit ich durch dieselbe wieder geboren werde, und
von meinem Sündenfalle mich erheben könne." Die andern Schau-
spieler meinten, Genesius spiele seine Rolle, und sie spielten die ihrige.
Sie tauchten ihn, zur Verspottuug der Taufe der Christen, in Was-
ser, und legten ihm, wie es die Christen den Neugetauften thaten,
weiße Kleider an. Jetzt wurde er, immer noch zum Scherze, ob-
wohl er in vollem Ernste war, von Soldaten ergrissen, und auf
einem erhöhten Orte vor den Kaiser gestellt. Vom größten Erstaunen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen