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Am 13. Dezember. 497
frommen Erwartung, daß Gott auch sie die Kraft der Fürbitte der
heiligen Martyrin werde empfinden lassen. Sie wurde von der
Tochter Lucia dahin begleitet. Mit inniger Andacht wohnten sie zu
Catania der Versammlung der Gläubigen bei. Eben wurde aus
dem 9. Kapitel des Evangeliums Matthäi die Geschichte vom blut-
flüssigen Weibe gelesen. Lucia ermunterte ihre Mutter zum Ver-
trauen auf Jesum Christum, dessen wundervolle Hilfe sie durch die
Fürbitte der heiligen Agatha erlangen werde, wenn sie, wie das
Weib im Evangelium, ihr Herz mit gläubiger Zuversicht erfülle.
Nachdem die gottesdicnstliche Versammlung geendet war, und die
Gläubigen sich entfernt hatten, gingen Mutter und Tochter zur Grab-
stätte der heiligen Agatha hin, warfen sich auf ihre Kniee, sichten
zu Gott um Hilfe, und baten die heilige Martyrin um ihre Für-
sprache. Da erinnerte sich Lucia an die hohe Vollkommenheit und
an den herrlichen Martcrkampf der heiligen Agatha. Sie vertiefte
sich ganz in der Betrachtung des großen Heils, welches dieser hel-
denmüthigen Siegerin zu Theil geworden war. In himmlischer
Verklärung schwebte die heilige Agatha ihrem Geiste vor. Dadurch
erhielt Lucia die kräftigste Ermunterung, durch gleiche Vollkommen-
heit und gleichen Kampf, gleichen Sieg und gleiches Heil zu errin-
gen. Eutychia ward von ihrem Uebel befreit. Durch diesen wun-
dervollen Beweis der göttlichen Gnade und Liebe, wurde in dem
Herzen der Lucia der Entschluß bekräftiget, sich in jungfräulicher
Reinigkeit ganz dem göttlichen Erlöser und seinem heiligen Dienste
zu widmen. Sie sprach daher zu der Mutter, welche schon die
Hand der Tochter einem vornehmen Jünglinge versprochen hatte:
„Meine Mutter! Du bist von einem beschwerlichen Uebel deines
Körpers befreiet worden. Durch diese wundervolle Genesung, die
du zum Theile der kräftigen Fürbitte der heiligen Agatha zu ver-
danken hast, bitte ich dich, daß du mir nichts mehr von einer ehe-
lichen Verbindung sagest, und mir das Heirathgut, welches du mir
zur Beglückung meines irdischen Lebens geben wolltest, zur Beförde-
rung meiner christlichen Wohlfahrt überlassest." Die Mutter ant-
wortete: „Ich habe das Vermögen, welches dein, vor neun Jah-
ren verstorbener Vater hinterlassen hat, unversehrt erhalten, ja eher
vermehrt, als vermindert. Laß mich nur erst sterben, und dann
magst du mit dem ganzen Erbgute thun, was du willst." Darauf
erwiederte Lucia: „Höre Mutter! Es kann Gott nicht sehr ange-
nehm seyn, wenn man Ihm nur das opfert, was man selbst nicht
genießen, oder nach dem Tode nicht mit sich nehmen kann. Willst
du Gott gefällig seyn, so gib Ihm das, was du auch selbst noch
brauchen könntest. Gib dem Herrn jetzt, da du lebest, und durch
Gottes Gnade wieder gesund bist, was du besitzest, und was du
Erster Band. 32
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen