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sind bestimmt und wahr. Du hast gesagt, daß Du, sobald der
Sünder sich bekehre, seiner Sünden nicht mehr gedenken wollest.
Nimm gnadig auf in dieser Stunde der Marter meine Buße, und
verleihe, daß ich durch dieses irdische Feuer, welches für meinen Leib
da bereitet wird, errettet werde von jenem ewigen Feuer, welches
den Leib und die Seele zu Grunde richtet." Als sie so bethete,
wurde das Holz um sie herumgelegt und angezündet. Schon schlug
die Flamme auf allen Seiten ihres Körpers empor, und man hörte
sie noch bethen: „Ich danke Dir, Herr Jesu Christe! daß Du mich
gewürdiget hast, um deines heiligen Namens willen zum Brandopfer
zu werden, Du, der Du am Kreuze zum Opfer für die ganze Welt
Dich dargebracht hast; Du, der Gerechte für die Ungerechten; der
Gute für die Bösen; der Gebenedeite für die Verfluchten; der Reine
und Unschuldige für alle Sünder. Dir bringe ich das Opfer meines
Lebens dar, der Du mit dem Vater und mit dem heiligen Geiste,
als wahrer Gott lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Amen." Sobald sie das „Amen" ausgesprochen hatte, gab sie ihren
Geist auf.
Afra hatte drei Dienstmägde, welche vorher, wie sie, ein aus-
schweifendes Leben geführt hatten, aber auch von dem Bischöfe Nar-
cissus bekehrt und getauft worden waren. Sie hießen: Digna, Eu-
nomia und Eutropia. Sie waren, als Afra auf die Insel des Lech-
siufscs (das heutige Lechfeld) zur Hinrichtung geführt wurde, am
Gestade dieses Flusses zurückgeblieben. Nach der Hinrichtung ließen
sie sich in einem Schifstein auf die Insel führen, und fanden da den
Leib der durch das Fcuer vollendeten Martyrin ganz unverletzt. Ein
Sklave, der bei ihnen war, schwamm wieder über den Fluß hinüber,
und eilte zu Hilaria, der Mutter der heiligen Afra, um ihr dieses
Wunder zu hinterbringen, .hilaria kam des Nachts mit zwei Prie-
stern dahin, nahm den Leib der Tochter hinweg, und legte denselben
in das Grab, welches sie zwei tausend Schritte von Augsburg für
sich und ihre Familie hatte machen lassen. Dieses wurde dem Rich-
ter Gajus bald hinterbracht. Er schickte Soldaten ad mit dem Be-
fehle, Hilaria und die oben genannten Dicnstmagde zum Opfern
anzuhalten, und sie, wenn sie sich dessen weigern würden, lebendig
zu verbrennen. Die Soldaten überzeugten sich bald, daß ihre Ver-
heißungen und Drohungen fruchtlos seyen. Sie füllten deßwegen,
wie Gajus es ihnen aufgetragen hatte, das Grabgebäude mit dürren
Reisern und andern brennbaren Sachen, sperrten die christlichen Be-
kenncrinncn in dasselbe hinein, und zündeicn die Reiser an. So
wurden die Mutter Hilaria und die Dienstmägde Digna, Eunomia
und Eutropia, am zweiten Tage nach dem Tode der heiligen Afra,
nämlich am 7. August, durch das MartelHum vollendet.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen