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Am 9. Juni. 539
allein zu Hause, als sie plötzlich ĂŒberfallen wurde von Soldaten,
welche sie abholen sollten, um sie vor den Richterstuhl zu bringen.
Mit einer Gegenwart des Geistes, welche man in einem solchen Au-
genblicke wohl höherer Eingebung zuschreiben darf, erbat sie sich die
ErlaubniĂ, in ein anderes Zimmer zu gehen, und andere Kleider an-
zuziehen , um mit Anstand vor der Obrigkeit zu erscheinen. Sie
kleidete sich in ihren schönsten Putz, stieg in den obern Theil des
Hauses, stĂŒrzte sich auf die Gaffe herab, und gab sogleich ihren
Geist auf. Durch diese Herzhaftigkeit machte sie die Erwartung der
Richter, welche, um ihr Schrecken einzujagen, alle Marterwerkzeuge
in Bereitschaft gesetzt hatten, zu Schanden, und tÀuschte die Hoff:
nung ausgelassener JĂŒnglinge, welch., sie im Hause der SĂŒnde zu
finden glaubten. Durch einen muthigen EntschluĂ rettete Gott die
Unschuld der Pelagia, die vielleicht i« einem langen Kampfe, und
in dem Augenblicke der gefahrvollsten Versuchung nicht ausgehar-
ret hÀtte.
Eusebius erzÀhlt im achten Buche seiner Kirchcngeschichte den
Tod einer Frau von Antiochien, und ihrer zwei Töchter, welche auf
Ă€hnliche Weise die Reinigkeit ihres Leibes retteten. Eine Frau (der
heilige Ehrysostomus nennt sie Domnina), welche ihres Reichthums,
ihrer Geburt, und ihrer Tugend wegen in hohem Ansehen stand,
hatte zwci Töchter, schöne Jungfrauen, in der BlĂŒthe der Jahre,
die von ihr selbst in den Lehren des heiligen Glaubens unterrichtet
wurden. Der eben genannte heilige Vater gibt ihnen die Namen
Bcrnice und Prosdosce. Sie hatte sich mit ihnen in eine andere
Provinz begeben. Der Neid und die Arglist eimger Antiochener,
welche ihren Aufenthalt ausgespĂ€ht hatten, vermochten sie, die RĂŒck:
reise nach Antiochien anzutreten. Sie war mit ihren Töchtern auf
dem Wege, als sie sich auf einmal ĂŒberfallen sahen von ausgeschick-
ten Soldaten, von denen sie nun als Gefangene nach Antiochicn ge-
fĂŒhrt wurden. Die Mutter verhehlte den Töchtern die Gefahr nicht,
die ihrer Reinigkeit drohte. Sie zeigte ihnen ein Mittel der Ret-
tung, welches, nach ihrer Meinung, in dieser Lage das einzige war,
bat sie, sich in die erbarmende HÀnde Christi zu werfen, eröffnete
ihnen ihre Absicht, und beseelte sie mit dem Muthe, der sie selbst
erfĂŒllte. Unter einem Vorwande erbaten sie sich von den Soldaten
die ErlaubniĂ, ein wenig seitwĂ€rts von dem Wege abzugehen, gin-
gen an einen nahen FluĂ, ordneten sittsam ihre Kleider, sprangen
alle drei in den Strom, und ertranken. â
Der Selbstmord ist in der Regel immer, und allezeit verboten.
Es gibt keinen Fall, in welchem es erlaubt ist, um sich irgend ei-
nem Uebel zu entziehen, dem Herrn des Lebens und Todes sich zu
entziehen. Haben 'die heiligen VĂ€ter Basilius und Chrysostomus
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton MĂ€tzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen