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Am 10. und 17. Jänner. 629
Seine Jünger erforschten diesen seinen Aufenthaltsort, und
sandten ihm Brod. Er bat aber, ihm statt dessen einen Spaten,
eine Axt und etwas Korn zu senden. Als er solche erhalten hatte,
säete er, auf einer vom Bächlein gewässerten Stelle, ärndtete und
bereitete sich selbst das Brod. Er wurde auch hier besucht, weß:
wegen er auch einige Gemüse zur Erfrischung der Gaste baute.
Als er älter ward, erlaubte er seinen Jüngern, ihm monatlich Oli-
ven. Ocl, und andere Gemüse zu bringen. Auch pflanzte er bei
seiner Fclsenquelle einen Wcinstock und andere Bäume, bereitete sich
eine Tenne, und grub einen Wasserbehälter zur Wässerung des Gar:
tens. Je länger er hier war, desto mehr Menschen kamen herzu,
sprachen ihn um seine Fürbitte an, und Gott wirkte viele Wunder
durch ihn. Gefiel es aber auch manchmal Gott, seine Fürbitte nicht
zu erhören, so verwies er diejenigen, welche zu ihm gekommen wa:
ren, auf andere Einsiedler, deren jeden er für weit heiliger hielt,
als sich selbst. So wie Gott erlaubte, daß er zu seiner Prüfung
von bösen Geistern heimgesucht ward, so begnadigte er ihn auch zu
seinem Troste mit mancherlei Offenbarungen, sowohl über das Ab:
wesende, als über das Künftige. Endlich ließ sich Antonius von
seinen Jüngern bereden, seinen Berg auf kurze Zeit zu verlassen,
und die geistlichen Genossenschaften, die er auf dem Gebirge am
rothen Meere gestiftet hatte, zu besuchen. Auf dieser Reise ward
ihm die Freude, seine Schwester als Vorsteherin einer Gesellschaft
von Gott gewidmeten Jungfrauen wieder zu sehen. Dieß ist das
erste Nonnenkloster, dessen !m Alterthume erwähnt wird.
Der Ruf der Heiligkeit des heiligen Antonius ward weit um:
her verbreitet. Um das Jahr 333 oder 334 schrieb selbst der Kai-
ser Constantin an ihn, und ließ auch seine Söhne an ihn schreiben,
iyn um seine Fürbitte anzusprechen. Antonius zeigte diese Briefe
seinen Mönchen, sagte aber dabei: „Wundert euch nicht, daß ein
Kaiser an uns schreibt; er ist ja nur ein Mensch, wundert euch viel:
mehr, daß uns Gott sein Gesetz hat schreiben lassen, und daß er
durch seinen Sohn zu uns geredet hat." In der Rückschrift rieth
er dem Kaiser und dessen Söhnen, das Zeitliche nicht hoch zu schä-
tzen, der Zukunft eingedenk zu seyn, und zu bedenken, daß Jesus
Christus der einzige, wahre, ewige König sey, dem sich wohlgefällig
zu machen sie streben müßten, durch Menschenliebe, durch Gerechtig-
keit, durch Almosen. Auch der Gerechte, so lange er im schwachen
Fleische lebt, muß sein Heil wirken mit Furcht und Zittern, bcstän-
stig wachen, daß er nicht falle, oder strauchle. Der heilige Anto-
nius war im neunzigsten Jahre seines Alters, als er bcschlichen
wurde von der Versuchung des Gedankens, daß vielleicht noch Nie:
mand Gott so lange, wie er, mit aller Entäußerung gedient habe.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen