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Am 10. und 17. Jänner. 631
seinen Elias, durch Raben in der Wüste nährte. »Sieh," sagte
Paulus, „wie gut unser Gott ist! Seit sechzig Jahren sendet Er
mir täglich ein halbes Brod auf diese Weise; heute, da du gekom:
men bist, sendet Er ein ganzes, um zu zeigen, wie Er sorge, für
die, die Ihm dienen. (Die ersten dreißig Jahre hatte Paulus von
den Datteln gclebt, die an seiner Höhle wuchsen.) Sie dankten
Gott, und gingen dann sich zu erquicken, an die nahe Quelle. Je:
der wollte dem andern die Ehre, das Brod zu brechen, überlassen,
Paulus schützte das Gastrecht vor, und Antonius das höhere Alter
des Wirthes. Sie brachen es zusammen, tranken aus der Quelle,
und brachten die Nacht im Gebethe zu. Des andern Morgens
sagte Paulus: ., Schon lange, lieber Bruder! weiß ich, daß du in
der Wüste bist. ,Gott hat es mir geoffenbaret. Sieh, meine letzte
Stunde ist nahe; immer habe ich gewünscht in Jesu Christo zu
sterben, aus seiner Hand zu empfangen die Krone der Gerechtigkeit.
Unser Herr hat dich gesandt, daß du meinen Leid begrabest, daß
du den Staub dem Staube wieder gebest." Antonius brach in
Thränen aus, bat den Paulus, ihn nicht zu verlassen, oder ihn mit
sich hinüber zu nehmen. Dieser erinnerte ihn, daß er nicht begeh-
ren müsse, was ihm das Angenehmste, sondern was das Ersprieß-
lichste für die Brüder sey. Dann fuhr er fort: „Ich bitte dich,
wofern es dir nicht zu beschwerlich ist, hinzugehen, den Mantel zu
holen, den Athanasius dir geschenkt hat, und mich in denselben zu
hüllen, wenn du mich begräbst." Es war ihm wohl nicht daran
gelegen, in dem Mantel des Athanasius begraben zu werden, son-
dern er wollte dem Antonius den Schmerz ersparen, ihn sterben zu
sehen, und wahrscheinlich auf Geheiß Gottes, im Tode ein Zeugniß
ablegen, daß er mit dem, von den Ariancrn so hart verfolgten
Athanasius, in Gemeinschaft des Glaubens gestorben sey. Die Er-
wähnung von dem Mantel des Athanasius setzte den Antonius in
hohes Erstaunen, weil Paulus nur durch Offenbarung davon wissen
konnte. Desto weniger getraute er sich eine Einwendung zu machen.
Der G«is küßte unter vielen Thränen dem uralten G«ise die Au-
gen und die Hände, und machte sich auf den Weg. Elend ging er
in sein Kloster. Den forschenden Brüdern sagte er: „Wehe mir
elenden Sünder, der ich so wenig verdiene, Einsiedler zu yeißcn!
Ich habe Elias gesehen, Johannes den Täufer habe ich gesehen in
der Wüste, oder vielmehr: Ich habe Paulus im Paradiese gesehen."
Seine Jünger thaten viele Fragen an ihn; er aber sagte kurz und
gut: „Es gibt eine Zeit zum Schweigen, und eine Zeit zum Re-
den," nahm des Athanasius Mantel, und eilte, in der Besorgniß,
den Paulus nicht mehr lebendig zu finden. Kaum war er drei
Stunden gegangen, als er in einem Gesichte den heiligen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen