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698 Der heilige Basilius, Bischof zu Cäsarea.
ahmten, und schloß sogleich sich an diese an. Zur stillen Betrach-
tung wählte er sich einen Ort in Pontus, nahe bei einer Kirche,
welche die Kirche der vierzig Märtyrer genannt wurde. In cincm
andern Briefe klagt Basilius mit Demuth über sich selbst, daß er
aus der beschaulichen Lebensweise noch nicht, wie er gesollt, Nutzcn
gezogen habe, und oerglcicht sich mit solchen, welche die Seekrank-
heit zu vermeiden, aus einem großen Schiffe in einen Nachen stci:
gen, und sich nicht weniger beschwert fühlen, als zuvor. Obgleich
aber Basilius also von sich selbst redet, gleich als habe er noch
kaum angefangen, sich dem Leben der Abgestorbcnheit und der Be-
schaulichkeit zu widmen, so geben ihm doch beide, Gregor, sein Bru-
der und sein Freund, sowie alle kirchliche Geschichtschreiber das Zeug-
niß, daß er selbst das Beispiel der strengsten Abtödtung, sowohl
schon damals, als auch später, während seines ganzen Lebens gege-
ben habe, daß er beständig strenges Fasten übte, wenig schlief, und
des Nachts mit einem härenen Tuche bekleidet war, welches er nur
darum des Morgens ablegte, um nicht damit zu scheinen. Alle
diese Uebungen mußten ihm desto beschwerlicher seyn, da er von sehr
zarter und schwacher Leibcsbcschaffenheit, und daher öftcrn Krankhei-
ten unterworfen war. Bald kamen von allen Seiten Lernbegierige
zu ihm in seine Einsiedelei, die ihn hören, ja auch sehr viele solche,
welche unter ihm sich gleichen Uebungen widmen wollten. Er sah
ein, daß er sich ihnen nicht entziehen dürfe, und daß auch die Gü-
ter des Geistes nur durch Mittheilung den höchstcn Werth erhalten.
Es that ihm Anfangs wehe, in seiner einsamen Lebensweise gestört
zu werden, in der Ausübung der höchsten Liebe fand er reichlichen
Ersatz für die aufgeopferte Freiheit. Es entstand eine Gesellschaft
von Ordcnsgeistlichen, welche von ihm die Richtschnur ihrer Lebens-
weise erhielt, und welcher er vorstand. Ihre Wohnung war nicht
ferne von dem Nonnenkloster, welchem die heilige Makrina vor-
stand. Von dieser Zeit an hat Basilius oft seine Einöde verlassen,
und in verschiedenen Städten der Provinz Pontus Mönchsklöster ge-
gründet.
Dionius, der Bischof von Cäsarea in Kappadozien, dem Basi-
lius von Kindheit an mit der zärtlichsten Ehrfurcht angehangen, dcr
ihn getauft, ihn zum Lektor und Diakon geweiht hatte, ließ sich
von den Arianern täuschen, und zur Unterschrift des Glaubensbe-
kenntnisses von Rimini verleiten. Es that dem Basilius in der
Seele weh, sich von dessen Kirchengemcinschaft trennen zu müssen,
wozu er im Gewissen sich verpflichtet hielt. Zwei Jahre nachher
ward Dionius krank, ließ den Basilius zu sich kommen, bezeugte
vor Gott, daß er mit einfältigem Herzen unterschrieben, daß er nie
wider den wahren Glauben habe freveln wollen, und daß er Gott
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen