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768 Die hellige Euphrasia, Jungfrau. >
stel Paulus, das Nichts aller irdischen Freuden und Leiden anzudeu.-
den, des einzigen Wortes: „Was sichtbar ist, das ist
Johannes Chrysostomus an
Die heilige Euphrasia,
(Am 13. Mcirz.)
Antigonus, ein sehr angesehener Mann, begleitete zur Zeit des
großen Thcodosius, mit dem er verwandt war, eine Rathshcrrnstelle
in Lonstantinopel, und ward sowohl wegen seiner großen Kenntnisse,
als noch vielmehr wegen seiner ausgezeichneten christlichen Gottes:
furcht allgemein, und sehr hoch verehrt. Er hatte sich mit Euphra-
sia, einer Jungfrau, welche seiner ganz würdig war, vermahlt. Auch
sie verband mit dem Glänze sehr vornehmer Herkunft den weit grö-
ßern Vorzug vollkommener Tugend. Gott segnete ihre Ehe mit ei:
ner Tochter, welche in der heiligen Tauft den Namen ihrer Mutter
— Euphrasia —- erhielt. Die guten Eltern dankten Gott für die-
ses Pfand der Liebe, das er ihnen anvertraut hatte, und flehten um
seine Gnade, dasselbe für den Himmel zu erziehen. Durch ein Ge-
lübde verbanden sie sich hinfüro, wie Bruder und Schwester zu leben,
um den Uebungen der Frömmigkeit desto ungehinderter obliegen zu
können. Sie wandten die größte Sorge auf die Erziehung ihrer
Tochter an. Sehr frühe pflanzten sie ihr kindliche Furcht Gottes ein,
in der vollkommensten Ueberzeugung, daß man mit Kindern nie zu
früh von Gott, und göttlichen Dingen zu reden anfangen könne,
daß es fast immer zu spät sey, wenn einmal die Liebe zur Welt,
zur Eitelkeit, und Zerstreuung ihr Herz eingenommen, und schon ver-
kehrt habe.
Euphrasia war kaum fünf Jahre alt, als sie schon ihren Va-
ter verlor. Ihr Glück war, daß die Mutter, die erst zwei und
zwanzig Jahre zahlte, eine Weisheit besaß, die sonst nur dem reifen
Alter eigen ist. Diese verdoppelte jetzt die Sorgsalt in Erziehung
der Tochter, weil sie nebst der Mutterstelle auch Vaterstelle vertreten
mußte. Man setzte der jungen Wittwe sehr heftig zu, daß sie sich
wieder verehelichen solle. Selbst die Kaiserin war unter denen, die
dieses thaten. Allein Euphrasia konnte sich dazu nicht entschließen,
sondern machte vielmehr das Gelübd, in lebenslänglicher Enthaltsam-
keit sich Gott ganz zu widmen. Um weitern Zudringlichkeiten zu
entgehen, verließ sie die Kaiserstadt, und unternahm mit iyrer klei-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen