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Am 28. Jul i . 779
diesen waren einige gottselige Christen, von denen der heilige Augu-
stin sagt: «Sie wurden gemartert, auf daà sie ihr Gut den Feinden
verrathen sollten; aber das Gut, durch welches sie gut wa-
ren, konnten sie weder verrathen noch verlieren. Wollten aber an-
dere sich lieber martern lassen, als ihren Mammon verrathen, so wa-
ren sie nicht gut, die das fĂŒr Gold litten, was man fĂŒr Christum
leiden soll."
Bei der Verheerung Roms zeigten sich indessen manche ZĂŒge
des Edelmuths, durch welche die Kraft des Glaubens an Jesum
Christum bekrÀftiget wird. Ein Gothe fand eine schon bejahrte,
dem Dienste Gottes gewidmete Jungfrau, in einem Hause, in wel-
ches man das kostbare KirchengerÀthe der nach dem Apostel Petrus
genannten Kirche, vor den Feinden es zu schĂŒtzen, gebracht hatte.
Solches war aber den Gothen nicht entgangen; der Soldat forderte
von ihr, doch nicht pochend, sondern mit einigem Anstande, das
Gold und Silber, so sie in Verwahrung hÀtte. Sie laugnete nicht,
daĂ ihr die Kostbarkeiten anvertraut worden, versprach sie herbcizu-
bringen; brachte sie, und als der Fremdling die Kostbarkeiten an-
staunte, sagte sie: âDieses GerĂ€th gehört dem Apostel Petrus; ver-
greife dich daran, wofern du darfst! OhnmÀchtig sie zu vertheidi-
gen, darf ich sie dir nicht vorenthalten." Der Soldat ward von
Schauer ergriffen, er ging, und meldete dem Alarich, was ihm wi-
derfahren. Alarich befahl sogleich, daà diese KirchenschÀtze, sammt
den Jungfrauen und allen Christen, welche sie begleiten wollte»., in
die Kirche des Apostel Petrus sollten abgefĂŒhrt werden, mit gewaff:
netem Geleite. Das Haus lag sehr weit von der Kirche. Vor den
Augen der Stadt wurden, auf den HÀuptern der TrÀger, die gol-
denen und silbernen GefĂ€Ăe hingebracht; rings umher gingen mit
gezĂŒcktem Schwerte schĂŒtzende Gothcn. Römer und Gothen sangen
LobgesÀnge, und mitten im GrÀucl der Verheerung schollen friedliche
Drommeten sogenannter Barbaren, von allen Seiten solche herbei
zu rufen, um sie zu retten, die sich versteckt hatten. Heiden schlo-
Ăen sich an die Christen, um Rettung zu sindcn mit ihnen. Ein
junger Krieger des Alarich, ein arianischcr Gothe, ward entzĂŒndet
fĂŒr eine schöne verheirathete Katholikin, that ihr AntrĂ€ge, die sie
verschmĂ€hte, drohte, zĂŒckte, sie zu schrecken, das Schwert, streifte,
mit schonender Hand, ihr leise den Hals. Sie sah ihr Blut flie-
Ăen, da bot sie ihm den Hals dar, ihn zu durchbohren, bereit zu
sterben als Opfer ehelicher Treue. Der Soldat ward dringender;
auf einmal aber, besiegt von ihrer Tugend, gab er nach, fĂŒhrte sie
in die Kirche des heiligen Petrus, und gab den gothischen HĂŒthern
derselben sechs GoldstĂŒcke, mit dem Auftrage, die VermĂ€hlte zu
schĂŒtzen, und nach geendigter Gefahr, sie hinzugcleiten zu ihrem Ge-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton MĂ€tzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen