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Am 21. März. 5
den herumschweisten, seiner gewahr. Anfänglich hielten sie ihn, weil
er mit Thicrfcllen bedeckt war, und in ein Gesträuch sich verbarg,
für ein Thier, bis sie näher hinzukamen, und erkannten, daß es
ein Mensch sey. Bencdict sprach Worte des Heils zu ihnen mit
solchem Nachdrucke, daß mehrere derselben, die bisher nicht viel an-
ders, als ihr Vieh, gelebt hatten, zu guten Menschen umgeschaffcn
wurden. Jetzt wurde Bcnedicts Name und sein Aufenthaltsort, in
dem er drei volle Jahre verborgen war, allenthalben bekannt, und
seine Gottseligkeit allgemein bewundert. Er ward nun vielfältig
besucht, des heilsamen Unterrichtes wegen, den er jedem gab. Viele
brachten ihm Leibesnahrung, wofür er sie mit der weit köstlichern
Nahrung des Geistes, mit der Lehre des Evangeliums beglückte.
Der Glanz seiner Heiligkeit, welcher sich immer weiter verbrei-
tete , machte ihn den Mönchen des Klosters Vicouare, zwischen
Sublacum und Tivoli, bekannt, und sie wünschten sehr, ihn zu
ihrem Abte zu erhalten. Sie drangen so lange in ihn, bis er ein-
willigte. Als aber einige dieser Mönche, die eine freie Lebensweise
gewöhnt waren, das sanfte Joch des untadelhaften Wandels, das
er ihnen auflegte, zu schwer fanden, gereute es sie ihrer Wahl.
Sie wünschten seiner los zu werden, und kamen auf den unseligen
Entschluß, Gift unter seinen Wein zu mischen. Nach der Gewohn-
heit des Klosters segnete er das Getränk mit dem Kreuzzeichen; das
Gefäß zersprang in Trümmer, und das Geheimniß^ der Bosheit
ward offenbar. Er stand auf vom Tische mit heiterem und ruhigem
Gemüthe: „Gott erbarme sich eurer, Brüder!" sprach er mit männ-
lichem Ernste voll Wahrheit und Mitleidens, „warum wolltet ihr
mir das thun? Ich habe es euch ja zuvor gesagt, daß euer und
mein Wandel nicht zusammenstimmen. Gehet und suchet euch einen
Vorsteher, der ist, wie euere Sitte; mich könnet ihr nicht mehr ha-
ben." Mit diesen Worten ging er in seine geliebte Einsamkeit zu-'
rück, und wohnte allein, zufrieden mit sich selbst und mit dem Bei-
falle des allgegenwärtigen Zuschauers, und mit der Nahe dessen,
der Herzen forscht, und Gedanken richtet.
Das heißt, dem Bösen aus dem Wege gehen, wenn man keine
Hoffnung mehr hat, es anders, als durch Nachgiebigkeit zu entkräf-
ten. Das heißt die Tugend der Nachgiebigkeit üben, wie sie in
Lehre und Beispiel der Sohn Gottes uns vorgezeichnet hat.
Bcnedict wurde in seiner Einsamkeit immer zahlreicher besucht.
Viele verlangten, daß er ihr Führer auf dem Wege des Heils sey.
Er glaubte, diesem Verlangen nicht widerstreben zu dürfen, und
nahm sie zu Schülern an. Ihre Zahl wurde immer größer, so daß
nach und nach zwölf Klöster zu Sublacum entstanden, in deren jedes
er zwölf Mönche mit einem Superior setzte. Ueber Alle behielt er
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen