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Am 8. Juni. 15
Hauptzug seines Gemüthes. Ein schönes Oberkleid, welches seine
Eltern ihm hatten machen lassen, schenkte er auf öffentlicher Gasse
einem Armen, der blind war. Er mußte bisweilen die Pferde sei:
ner Eltern auf dem Felde hüten; da gab er manchmal das Brod,
welches zu seiner eigenen Nahrung ihm mitgegeben wurde, den Ar-
men, und ertrug selbst den schmelzendsten Hunger.
Als Mcdardus seine ersten Knabcnjahre zurückgelegt hatte, wurde
er in die Stadt Vcrmandois geschickt, damit er da den Wissenschaf-
ten sich widme, und auf dem Wege der Gottseligkeit, auf den ihn
die guten Eltern geleitet hatten, weiter geführt würde. Er übertraf
alle Erwartungen, die man von seinen vortrefflichen Gcistesgaben
und von seinem guten Gemüthe sich machte. Durch Fleiß, durch
Ordnungsliebe, durch Gehorsam, durch Eingezogenheit und reine
Gottesfurcht ward er bald das -Vorbild seiner Schulgenosscn. Schon
damals war er vom Geiste Gottes auf eine vorzügliche Weise er-
füllt. Einem seiner Mitschüler, der Eleutherius hieß, sagte er vor,
daß er eine ansehnliche weltliche Bcdicnstung erhalten, dann aber,
wenn er dreißig Jahre alt wäre, Bischof werden würde. Diese Vor-
hersagung ging in Erfüllung. Elcuthcrius wurde in der Folge Bi-
schof zu Tournai, und gehörte unter die vorzüglichsten Bischöfe sei,
ner Zeit. Er wird als ein Heiliger in der katholischen Kirche ver-
ehrt, und seine jährliche Gedächtnißfcier am 20. Februar begangen.
Mcdardus wuchs, wie an Jahren, auch immerfort an Weisheit
und an Tugend. Ausgerüstet mit einem schönen Vorrath von Kennt«
nissen, besonders in der Wissenschaft des Heils, und bewährt in
christlicher Vollkommenheit, trat er in das mannbare Alter. Er ent-
sagte den Freuden und Hoffnungen der Welt, und begab sich in den
geistlichen Stand, in welchem er die niedern Kirchendicnste mit einer
Treue verrichtete, daß er des Pricsterthums würdig geachtet wurde.
Als Priester war er eine glänzende Zierde im Heiligthume des Herrn.
Groß war der Segen, den er stiftete durch seinen glühenden Eifer
in Verkündigung des göttlichen Wortes, und durch das Licht seines
heiligen Wandels; groß und allgemein die Bewunderung und die
Liebe, die er sich erwarb durch die strengen Abtödtungcn, die er an
sich selbst übte; durch die thätige Liebe, die er gegen Jedermann be-
wies, und durch die tiefe Demuth, die die schönste Blume im Kranze
seiner Tugenden war. Um das Jahr 530 starb der Bischof zu
Vermand. Die Geistlichkeit und das Volk verlangten einstimmig,
daß Medardus der verwaisten Kirche zum Oberhaupte gegeben werde.
Der König genehmigte gerne diese Wahl. Mcdardus aber versagte
standhaft seine Einwilligung, weil er sich des heiligen Amtes unwür-
dig hielt. Endlich glaubte er in den fortwährenden Bitten der Geist-
lichkeit und des Volkes den Willen Gottes erkennen zu müssen, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen