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Am 3. Juni. 19
derselben ob. Zugleich gab sie reichliche Almosen, war strenge ge-
gen sich selbst in körperlicher Abtödtung, und vergaß auch am Hofe
nicht der evangelischen Lehre von der Sclbstverläugnung. Dabei ließ
sie sich jedoch immer von der christlichen Klugheit leiten, indem sie
keine der Pflichten versäumte, die der Wohlstand von ihr, als Köni-
gin forderte. Dem Könige bewies sie die zärtlichste Aufmerksamkeit,
und wußte sich so gut in seine etwas rauhe und hitzige Gemüthsart
zu schicken, daß sie bald sein ganzes Herz besaß. Und nun war
auch der Zeitpunkt da, daß sie mit ihm von der christlichen Religion
mit Erfolg sprechen konnte. Sie stellte ihm die Ohnmacht und die
Nichtigkeit der Götzen, die Fabellehre der heidnischen Götterlehre,
und im Gegentheile die Weisheit, Allmacht und Güte des einzig
wahren Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erde vor.
Clodwig hörte der Königin zwar aufmerksam zu, aber noch war der
Augenblick der Gnade und seiner Bekehrung nicht da. Welches ist
der Augenblick der Gnade, da sich das menschliche Herz den» Lichte,
von oben ergibt? Das weiß nur Gott. Eben darum dürfen wir
keine Gelegenheit, und keinen Anlaß vorübergehen lassen, an dem
Heile unsers Nächsten zu arbeiten, damit wir diesen Augenblick ja
nicht versäumen. Dieß that auch die fromme Clotildis, die unter-
dessen vom Himmel mit einem Sohne beschenkt wurde. Gott er-
hörte ihr Flehen, und lenkte den Sinn des Königs, daß er ihr die
Einwilligung gab, sein Kind durch die heilige Taufe in die katholi-
sche Kirche einzuführen. Die heilige Handlung wurde mit großer
Feierlichkeit vollzogen, welche auf den König, wie es beabsichtiget
war, einen tiefen Eindruck machte. Allein wenige Wochen nach der
Taufe starb der junge Prinz, dem man den Namen Ingomer gege-
ben hatte. Dieser Todfall war eine harte Prüfung für die Köni-
gin , denn auf sie und das Christenthum ward die ganze Schuld
desselben gelegt. Der tief bestürzte König machte ihr bittere Vor-
würfe. Er meinte, und wurde von seiner heidnischen Umgebung in
der Meinung bestärkt, daß das Kind, wenn es einem seiner Götter
geheiligct worden wäre, noch leben würde. Llotildis gab ihm die
einer christlichen Mutter würdige Antwort: »Ich kann mich über den
Tod des Kindes nicht so sehr betrüben, wie du. Anstatt so unmä-
ßig darüber zu trauern, danke ich meinem Gott, daß er mich wür-
dig gefunden hat, ein Kind zur Welt zu bringen, welches Er so
bald in sein Reich aufgenommen hat."
Gott belohnte die demuthsvolle Ergebenheit der frommen Mut-
ter mit einem zweiten Sohne, und sie war so glücklich, den König
zu bereden, daß er auch diesen wieder taufen ließ. Aber auch Chlo-
domir, so hieß der Prinz, wurde bald nach der Taufe krank. Der
König ward dadurch noch mehr in der Meinung bestärkt, daß die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen